Abbildung 1: obere Grafik: lineares landwirtschaftliches Modell. Abfälle (engl. Waste), Erntereste (engl. Residues) und Viehdung (engl. Manure) werden oft nicht optimal genutzt. «30% der globalen Getreideproduktion wird als Viehfutter verwendet.»; untere Grafik: zirkuläres landwirtschaftliches Modell. Für den Menschen nicht verwertbare Abfälle und Nebenprodukte (engl. By-products) werden als Rohstoffe wiederverwendet. Viehdung dient als Dünger für Weiden (hier: Gras, engl. Grass) und Ackerpflanzen (engl. Crops). «Die Menge an Stickstoff in Viehdung ist höher als der Stickstoffanteil aus synthetisch hergestellten Düngern. Ernterückstände und Nebenprodukte machen 25% der Futteraufnahme aus.»
Der weltweite Konsum tierischer Nahrungsmittel ist stark abhängig von Geografie, Einkommen und Bildung und kann sich je nach Konsumverhalten und Produktionsverhältnissen unterschiedlich auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auswirken. Tierische Nahrungsmittel wirken sich auf folgende Umweltbereiche aus:
Abbildung 2: Übersicht von Auswirkungen der Viehzucht auf die Bereiche Landnutzung, Boden, Klimawandel, Biodiversität und Wasser. GHG: Treibhausgase, C: Kohlenstoff, LUC: Landnutzungswandel.
Bezug zur Biodynamik
Ob die Viehwirtschaft schädlich ist für Mensch und Umwelt, den Klimawandel vorantreibt oder integraler Bestandteil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft darstellt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Betrachtet man die Viehzucht und insbesondere die Kuhhaltung aus biodynamischer Sicht, so entsteht ein klareres Bild von den ökologischen Auswirkungen der Kuhhaltung als auch vom Nachhaltigkeitsgedanken der biodynamischen Landwirtschaft.
Ein zentraler Gedanke der Biodynamik ist der Hoforganismus, also das synergistische Ineinandergreifen aller Teile eines Bauernhofs in einem Kreislaufsystem, das in Harmonie mit der natürlichen Umwelt steht. Kühe spielen in diesem System eine wesentliche Rolle, da sie eine Reihe von wertvollen Leistungen erbringen. Als Wiederkäuer können sie zähe Pflanzenteile und auch Erntereste in hochwertige Proteine und Nährstoffe umwandeln. Wenn Kühe grasen, lockern sie den Boden auf und verbessern den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens. Ausserdem ist ihr Dung reich an Nährstoffen, fördert das Pflanzenwachstum und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Die Kreislaufwirtschaft erzeugt einen Grossteil des Futters selbst. Diese Praxis reduziert die mit dem Import verbundenen Kohlenstoffemissionen. Zudem bauen biodynamische Landwirt:innen in der Regel eine Vielzahl von Feldfrüchten an, die sie als Futter für ihre Kühe verwenden.
In der biodynamischen Landwirtschaft wird kein Kraftfutter wie Soya benötigt und somit die Entwaldung in tropischen Ländern reduziert. Der Wasserbedarf der Kühe wird fast komplett durch Regenwasser und saftiges Gras gedeckt. Ihr Weideverhalten fördert die Bodenfruchtbarkeit und die Kohlenstoffspeicherung im Boden. Zudem beugen sie der Verbuschung von Weiden vor. Ihr Futter stammt vom Hof und konkurriert nicht mit menschlicher Ernährung. Ihre Besatzdichte ist niedrig und an die ökologischen Kapazitäten angepasst. Unter diesen Vorzeichen sind Kühe nicht nur ein essenzieller Bestandteil des Hoforganismus, sondern auch Teil einer langfristig nachhaltigen und umweltverträglichen Landwirtschaft.
Angaben zur Originalstudie