Die Tierhaltung ist grundlegender Bestandteil der biodynamischen Landwirtschaft. An der Sektion für Landwirtschaft werden in diesem Arbeitsfeld zwei Themen mit Fokus behandelt. Das erste Thema betrifft Kuh und Klima und das zweite die Bedeutung der Tiere in der und für die Landschaft.
Tiere liefern nicht nur wertvolle Produkte wie Fleisch und Milch, die Wiederkäuer veredeln auch die zunächst für den Menschen nicht verwertbaren Leguminosen in der Fruchtfolge zu diesen wertvollen Produkten. Neben ihrem Beitrag zur ökonomischen Diversifikation, produzieren die Wiederkäuer wertvollen Mist, der die Bodenfruchtbarkeit fördert und anderen Betriebszweigen zu Gute kommt. Der Boden wird durch ihren Mist mit Nährstoffen angereichert, die für das Gedeihen der Pflanzen gebraucht werden. Doch nicht nur das, er fördert vor allem das Bodenleben. Ob Fliege, Pilz oder Wurm – sie lieben den Mist. Ein florierendes Bodenleben ist Voraussetzung für einen langfristigen Humusaufbau im Boden und somit gut für Boden- und Klimaschutz. Ein humusreicher Boden ist nicht nur reich Nährstoffen, er erodiert auch weniger und speichert mehr Kohlenstoff. Ausserdem wurde letztes Jahr im DOK-Versuch (Link) festgestellt, dass biodynamische bewirtschaftete Flächen auffallend weniger Lachgas emittieren als biologisch oder konventionell bestellte Felder. Andererseits stoßen Kühe beim Wiederkäuen das klimawirksame Gas Methan aus. Dies führt uns unweigerlich zur aktuellen Debatte über die Kuh als Klimakiller. Ist die Kuh ein Klimakiller? Wir möchten dieser Frage auf den Grund gehen, damit sich der biologisch-dynamische Landwirt in der Klimadebatte selbstbewusst und ohne Zweifel bewegen kann. Unsere Hypothese ist, dass biologisch-dynamisch gehaltene Kühe einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.
Tiere beseelen Hof und Landschaft. Was zunächst sehr lyrisch klingt, ist eigentlich einleuchtend. Niemand wird abstreiten, dass ein Hof, auf dem man Tiere riecht und sieht, bei einem ganz andere Bilder - belebte Bilder – erzeugt, als ein reiner Ackerbaubetrieb ohne einen Stall mit Vieh. Was die Nutztiere für den Hof sind, sind die Vögel und die Insekten in der Landschaft, an der Schwelle des Betriebes zu seiner Umwelt. Durch sie ist der Hof in einen grösseren Organismus eingebettet und existiert nicht losgelöst von der Natur. Rudolf Steiner widmete diesem Zusammenhang den ganzen 7. Vortrag in Koberwitz. Jedes Tier steht in Wechselwirkung mit anderen Lebewesen. Ein einfaches Beispiel ist das Beziehungsnetzwerk von Schwarzspecht, Biene und Ameise. Der Schwarzspecht legt in Wäldern seinen Nistplatz in Baumhöhlen an. Nach einiger Zeit, nachdem die Jungen Specht ausgeflogen sind und die Baumhöhle verlassen ist, wird diese von Bienen bevölkert. Am Ende der Saison stirbt der Schwarm. Die toten Bienen werden nun von Ameisen aufgelesen und in ihrer Kolonie im Totholz verwertet. Die Ameisen selbst dienen dem Schwarzspecht als Futtergrundlage für die Aufzucht seiner Jungen. So schliesst sich der Kreis. Fällt ein Glied weg, zum Beispiel die Biene oder der Baum, wirkt sich das unmittelbar auf die Wechselwirkungen aus und ein sich tragendes System kann die Balance verlieren. Wenn ein Ungleichgewicht vorherrscht, zum Beispiel durch Monokultur, zu hoher Viehbestand oder durch die Abwesenheit von Lebensraum in der Landschaft, setzen ausgleichende Kräfte ein. Diese zeigen sich zum Beispiel als Verhaltensänderungen bei den Tieren, im Aufkommen von Schadpopulationen oder Krankheiten: Die Heuschrecke beginnt zu schwärmen, der Million-Dollar-Käfer macht seinen Namen, ein Virus breitet sich aus. Tiere sind sowohl im Landwirtschaftlichen Betrieb als auch in der Natur ausgleichend.
Für den Landwirt_in bedeutet dies, sich seiner Verantwortung bewusst zu werden und sie anzunehmen. Er ist nicht nur Gestalter seiner Landwirtschaft, sondern auch der Landschaft und Natur. Viele Landwirt_innen unternehmen bereits Massnahmen zur Schaffung von Habitaten, zum Beispiel durch möglichst geschlossene Bodenbedeckung, stehen lassen von Ackerrandstreifen- und Pflanzung von Hecken - sie alle sind förderlich die Fauna. Dennoch muss man als Landwirt_in auch Massnahmen finden, die für den jeweiligen Standort und das jeweilige Ziel am geeignetsten sind. Mit einem schön blühender Blumenstreifen hat man nicht zwangsläufig eine Insektenfülle und gesunde Bienen als Ergebnis. Die Integration von Tieren in Hof und Landschaft ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung, vor allem für Sonderkulturbetriebe. Wie kann die Integration von Tieren in den Landwirtschaftlichen Organismus verstärkt werden und welche Chancen liegen darin? Diese Fragen möchten wir ebenfalls an der Sektion intensiv bearbeiten.
Ausgangslage
Tierhaltung hat in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Die Tierhaltung ist für biologisch-dynamische Betriebe unerlässlich, sie ist unter anderem notwendig für die Produktion von hofeigenem Dünger, für den Aufbau der Bodenfruchtbarkeit und für die Herstellung von Präparaten. Gleichzeitig stellen der hohe Spezialisierungs- und Intensivierungsgrad in der Landwirtschaft, der Rückgang diverser, kleinbäuerlicher Betriebe und neue Trends im Verbraucherverhalten, wie z.B. Veganismus, eine grosse Herausforderung für die Landwirt_innen dar. Um diese Situation trotz Tierhaltung zu entschärfen, ist es erforderlich, dass die Integration von Tieren in den Betrieb für die Landwirt_innen wieder attraktiver und tiergerecht ist.
Ziel
Das Projekt "Animals on Farms" zielt darauf ab, die Tierhaltung zu unterstützen und zu fördern, damit die Begeisterung für Tierhaltung wieder belebt wird und Tiere weltweit stärker in die Demeter-Betrieben integriert sind. Zu Beginn des Projektes wird eine umfassende, weltweite Bestandsaufnahme der aktuellen Situation der Tierhaltung auf Demeter-Betrieben durchgeführt, die ein klares Bild der aktuellen Situation ermöglicht. Der nächste Schritt wird dann darin bestehen, Best-Practice-Beispiele zu identifizieren, die in ein Handbuch aufgenommen werden können. Diese Handbuch kann den Betriebsleiter_innen Orientierung und Inspiration geben. Ferner gibt es verschiedene Teilprojekte, wie z.B. Tierhaltung in den Tropen und im mediterranen Klima, Vermarktungsmodelle für tierische Produkte, Beispiele für die Integration neuer Tierhaltungsbetriebe, dei dazu dienen Lösungen für den jeweiligen Kontext und Situation der Betriebe zu finden und um Anreize zu schaffen.
Projektgruppe
Das Projekt "Animals on farms" hatte Anfang Oktober seine Auftaktsitzung, die offiziell den Beginn des Projekts markierte. Es wird in Zusammenarbeit von der Biodynamic Federation Demeter International als auch von der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum geleitet und liegt an der Schnittstelle verschiedener Arbeitsbereiche, wie etwa Forschung, Marketing, Politik und Normenfragen umfassen. Unterstützt wird die Kooperation von einer Steuerungsgruppe, die sich aus Freiwilligen von Mitgliedern des Verbandes zusammensetzt. Die Steuerungsgruppe wird regelmässig konsultiert und gibt Feedback zum Inhalt des Projektes. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das Projekt den Bedürfnissen der Mitglieder des Verbandes entspricht.