Die Sektion für Landwirtschaft ist mit dem Fachbereich Forschung in mehreren internationalen Projekten vertreten. Hier finden Sie eine Auflistung sowie einen Kurzbeschrieb der laufenden Projekte.
Die folgende Karte zeigt einige der engagierten Personen, die im Bereich biodynamische Landwirtschaft forschen. Wenn Sie selbst Forscher:in sind und auf dieser Karte erscheinen möchten, benutzen sie dafür bitte die nebenstehende Kontakt-Email.
Das Projekt Biodynamic Research Communication (BDResCom) wurde ins Leben gerufen, um die Resultate der Forschung zur biodynamischen Landwirtschaft zu bündeln und aufzubereiten. Die primären Zielgruppen sind einerseits die breite Öffentlichkeit, andererseits die biodynamischen Vereine und Berater:innen.
Wenn Sie die Forschungskommunikation aktiv mitgestalten möchten, dann senden Sie ein E-Mail an den angegebenen Kontakt.
Das Projekt International Biodynamic Research Platform (IBDRP) leistet einen Beitrag zur Verbesserung der biodynamischen Forschungsqualität. Das internationale Netzwerk ermöglicht gegenseitigen Austausch und Unterstützung zu diversen Studienthemen. Alle Forschenden der biodynamischen Landwirtschaft sind eingeladen, dem Netzwerk beizutreten.
Wenn Sie die Forschungsplattform aktiv mitgestalten möchten, dann senden Sie ein E-Mail an den angegebenen Kontakt.
Das Projekt Kuh und Klima gehört zum Arbeitsfeld «Living Farms». Sie erreichen die Projektseite über den folgenden Button:
Das derzeitige Klima-Chaos, das mit verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Unsicherheiten einhergeht, erschwert zunehmend die Arbeit der Landwirt:innen. Es wird immer schwieriger, sich auf vermeintlich bewährte Rezepte zu verlassen. Zum Beispiel ist das Wetter so wechselhaft, dass es schwierig ist, zu wissen, welche Kulturen gut gedeihen werden. Wie können die Landwirt:innen ihre Wahrnehmung des Zustandes des Hofes, des Bodens, der Pflanzen, der Tiere so schulen, dass sie trotz der Unsicherheiten passende Entscheidungen treffen?
Heute ist die «Smart Agriculture» im Trend, die mit Datenmonitoring und ferngesteuerten Entscheiden anhand von Algorhythmen arbeitet. Ihr erklärtes Ziel ist, genauer und sauberer zu arbeiten. Dadurch wird aber der Mensch immer mehr von Maschinen gesteuert. Er verliert seine Souveränität sowie die Verantwortung für die Konsequenzen seines Handelns. Auch wenn sie Datenmonitoring nutzen kann, möchte die biodynamische Landwirtschaft ein Gegengewicht schaffen, indem die eigene Wahrnehmung geschult wird und dadurch selbstverantwortliches Handeln ermöglicht. Hinzu kommt die Individualisierung der Massnahmen. Das heisst, dass die Landwirt:innen ihre Höfe immer besser beobachten sollen, um deren Potential stärker entfalten zu können.
Im Landwirtschaftlichen Kurs[1] gibt R. Steiner einen Hinweis, den viele erfolgreiche biodynamische Landwirt:innen mehr oder weniger bewusst verfolgen:
«Nehmen wir nun einen Bauern, den der Gelehrte nicht für gelehrt hält; der geht über seinen Acker. Ja, der gelehrte Mann sagt, der Bauer sei dumm, aber in Wirklichkeit ist das nicht wahr, einfach aus dem Grunde nicht wahr, weil der Bauer- … – eigentlich ein Meditant ist. Was er in seinen Winternächten durchmeditiert, das ist sehr, sehr vieles. Und er eignet sich das schon an, was eine Art Erwerben geistiger Erkenntnis ist. Er kann es dann nur nicht aussprechen. Und das ist so, dass es plötzlich da ist. Man geht durch die Felder, und plötzlich ist es da … Und an solche Dinge muss eigentlich angeknüpft werden.»
Es ist gerade das, was wir in unserem Forschungsprojekt versuchen. In einem Vorprojekt zum Thema «Landwirtschaftliche Individualität» haben wir einige erfahrene Landwirt:innen besucht und mit ihnen Tiefeninterviews geführt gemäss der Methode der qualitativen Sozialforschung. Dabei sind erste sehr spannende Erkenntnisse entstanden. Zum Beispiel, dass jede:r Landwirt:in einen eigenen Ansatz, eine eigene «Tür» zur inneren Wahrnehmung des Hofes hat, die dann manchmal zu «Intuitionen» bzw. wichtigen Entscheidungen führt. Oft geschieht diese ganzheitliche Wahrnehmung während einer rhythmischen Tätigkeit (wie melken oder über die Felder gehen) und in einem besonderen Moment des Tages. Zwei Beispiele können dies illustrieren: «Zum Beispiel muss ich entscheiden, wo die Ziegen als nächstes grasen werden. Die Entscheidung entsteht bei der Arbeit mit der Herde. Ich bekomme eine Empfindung für das Ganze. Ich bekomme eine Ahnung von der Zukunft: wie die Pflanzen wachsen werden auf den Wiesen.» (EF) «Zwischen Weihnachten und Neujahr ist die Verbindung zum Land besonders intensiv. Wenn ich dann über mein Land gehe, bekomme ich für das kommende Jahr die richtige Inspiration. Der Erdenort sagt mir dann, was er braucht und was zu tun ist.» (MH)
Wir möchten diese Pilotstudie um bestimmte Themen (Boden-, Pflanzen- und Tierwahrnehmung usw.) erweitern und die Ergebnisse davon so verarbeiten, dass sie konkrete Anregungen geben für Landwirt:innen, Berater:inner und Ausbilder:innen, damit die aktuellen und zukünftigen Landwirt:innen lernen, wie sie anhand der konkreten Wahrnehmung vor Ort freie und verantwortungsvolle «Intuitionen» für ihre wichtigen Entscheidungen gewinnen können.
Wir freuen uns, wenn Sie dieses Projekt mit einer Spende unterstützen!
[1] Steiner Rudolf, Landwirtschaftlicher Kurs. Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. GA 327.
Wirksamkeit biodynamischer Präparate
Es stehen folgende Fragen im Raum: Wirken die Kompostpräparate salutogenetisch und resilienzbildend auf den ganzen Betrieb? Wie wirkt das Kieselpräparat auf die Physiologie der Pflanze sowie auf das Mikroklima? Wie wirkt das Hornmistpräparat auf die Pflanze und auf den Humus des Bodens?
Seit dem Ursprung der biodynamischen Landwirtschaft wurde die Wirkung der Präparate untersucht. Zuerst ging es darum, die Effizienz der Präparate auf Ertrag und Qualität zu messen. Die bildschaffende Methode erlaubte, einige Aspekte ihrer Wirkung auf das Wachstum und die Reifung der Pflanzen sowie auf den Boden besser zu verstehen, aber es fehlt immer noch eine klare rationale Erklärung der Präparatewirkungen, um zum Beispiel Kriterien für Ersatzpflanzen, die in anderen Klimazonen gedeihen, zu finden.
Es braucht eine kontinuierliche und systematische Kontextualisierung der vielen vorhandenen Forschungsarbeiten und eine Forschungsplattform, wo die mit verschiedenen Methoden erzielten Resultate wissenschaftlich diskutiert werden. Dieses Vorhaben ist auf gutem Weg; die Forschungsplattform (International Biodynamic Research Platform) wurde an der Landwirtschaftlichen Tagung 2024 am Goetheanum gegründet, sie veranstaltet regelmässig Seminare und zählt mittlerweile über 170 Mitglieder. Anfang September 2025 wird an der Royal Agricultural University in Cirencester (GB) die dritte internationale Forschungskonferenz stattfinden. Die Präparate sind ein Hauptthema unter biodynamischen Forschenden. Kürzlich konnte eine Studie publiziert werden, die anhand der Vielfalt und der Aktivität des Bodenmikrobioms eine Präparatewirkung nachwies: https://academic.oup.com/ismecommun/article/4/1/ycae021/7601005
Praxisforschung zur Veraschung
Im Landwirtschaftlichen Kurs führt Rudolf Steiner die Veraschung von Unkraut und Schädlingen als agronomische Methode – als Ersatz für die sehr schädliche Agro-Chemie – ein. Im Gegensatz zu den Präparaten hat sich die Veraschung in der Praxis noch keinen festen Platz erobert. Wissenschaftliche Versuche zur Veraschung zeigten keine gesicherten Resultate. Daher hat sich in Expertengesprächen ein Praxisforschungsansatz als sinnvoller nächster Schritt erwiesen. Vielleicht muss ein persönliches Verhältnis zu dieser Methode bestehen bzw. entwickelt werden, damit sich eine Wirksamkeit einstellen kann. Daher der Ansatz, dass man „es einfach praktisch macht“, so wie man die Präparate spritzt. Dies soll auf Betrieben versucht werden, die offen für die Veraschung sind, weil sie von starkem Schädlingsbefall und Unkraut betroffen sind. Das Versuchs-Protokoll soll einfach sein. Man erfasst einmal, wie stark der Bestand des betreffenden Unkrauts oder des Schädlings ist. Danach führt man jährlich seine Veraschung durch und erfasst kontinuierlich die Bestände. Für die Methode des Verbrennens und Ausbringens soll jeder Hof seinen eigenen Weg finden, so wie es auch bei den Präparaten der Fall ist. Es geht jetzt darum, 10 bis 20 Betriebe zu finden, die sich bereit erklären, über eine längere Zeit die Aschen anzuwenden und die Beobachtungen zu notieren.
Wir freuen uns, wenn Sie dieses Projekt mit einer Spende unterstützen!
Die Sektion für Landwirtschaft ist beratend in verschiedenen Gremien vertreten. Eines davon ist das ART Committee (ART: Advisory, Training and Research). Das Projekt wurde durch die Biodynamic Federation Demeter International (BFDI) initiiert und koordiniert, bündelt und unterstützt Forschungsaktivitäten weltweit.