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«Es braucht Analytik und Geisteswissenschaft»

Erstellt von Sebastian Jüngel | 03.10.2018 |   Research-2018
Interview zu ‹Biodynamic Research Conference 2018› mit Jean Michel Florin und Verena Wahl

Die erste internationale Forschungstagung zur biodynamischen Landwirtschaft fand von 5. bis 8. September am Goetheanum statt. Über 180 Menschen aus der Landwirtschaft und Wissenschaft kamen zusammen, um sich über aktuelle Forschungsergebnisse und -projekte im biodynamischen Bereich auszutauschen.

Sebastian Jüngel: Welchen Nachklang von der Forschungstagung haben Sie?

Jean-Michel Florin: Ich habe den Eindruck, dass die breit aufgestellte biodynamische Szene – sowohl Landwirte als auch Wissenschaftler – näher zusammengekommen ist. Die Stimmung während der Tagung war dankbar, teilweise euphorisch-hoffnungsfroh. Darüber hinaus kamen auch Forscher, die der biologisch-dynamischen Landwirtschaft nahe sind, sowie Menschen, die erstmals an einer biodynamischen Tagung teilgenommen haben.

Verena Wahl: Die Teilnehmenden kamen aus 26 Ländern aller Kontinente – erstmals war Deutsch nicht mehr die Hauptsprache.

Jüngel: Was führte zu dieser Stimmung?

Florin: Etwa zwei Drittel der Anwesenden hatten einen eigenen Beitrag vorbereitet – es waren also überdurchschnittlich viele Anwesende am Tagungsgeschehen beteiligt.

Wahl: Ausserdem spielte die Anlage der Tagung eine Rolle. Noch vor Beginn der Tagung gab es Goetheanum-Führungen, die Tagung liess Raum fürs Kennenlernen und für Austausch. Auch konnte man sich in den Arbeitsgruppen ‹Experience the Living› den Tagungsthemen auf andere Weise nähern, als man es sonst von wissenschaftlichen Tagungen kennt, nämlich über das Gefühl und das Tun. Und es gab ein festliches ‹Conference Dinner›.

Forschung und Praxis arbeiten zusammen

Jüngel: Welche Themen haben besonders berührt?

Wahl: Beispielsweise die Zusammenarbeit von Forscherinnen und einer Landwirtin. Mechthild Knösel vom Hof Rengoldshausen (DE) stellte die Notwendigkeit der Trennung von Mutterkuh und Kälbern infrage. Sie suchte nach der Möglichkeit einer muttergebundenen Kälberaufzucht, auch vor dem Hintergrund, dass die Kälber immer wieder krank waren. Aus der Zusammenarbeit mit den beiden Forscherinnen Anet Spengler Neff, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL, CH), und Silvia Ivemeyer, Universität Kassel, entstand ein Leitfaden für Landwirte, der praktische Hinweise gibt (https://www.fibl.org/de/shop/1575-muttergebundene-kaelberaufzucht.html; kostenpflichtig).

Florin: Hier zeigt sich das Fruchtbare und Zukunftsweisende, wenn – wie von der Sektion für Landwirtschaft gewollt – Forscher und Landwirte zusammenarbeiten und sich beispielsweise nicht der Wissenschaftler einfach nur Daten vom Hof holt. Es gibt eine echte Frage und diese wird gemeinsam gelöst. So wird etwas Konkretes für das Tierwohl geschaffen.

Wahl: Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit werden auch von konventionellen Landwirten gern genutzt.

Florin: Mich hat berührt, dass sich in der Forschung von Daniel Kusche, Universität Kassel, zeigt, dass Milch aus biodynamischer Tierhaltung einen Beitrag zur besseren Verträglichkeit der Milch leisten kann und sogar die Immunität der kleinen Kinder fördert (sprich: weniger Allergien). Zum anderen bin ich von der Präsentation von Karuppan Perumal, Ausbildung für biodynamischen Landbau (IN), beeindruckt. Er zeigt, dass durch Methoden der biodynamischen Landwirtschaft mehr Kohlenstoffdioxid im Boden gebunden wird als bei anderen Ansätzen. Spannend war auch, dass es nach einer Feldstudie von Marie Mauger, Hof ‹Spirit of the Earth› (Hawaii, USA), Anzeichen dafür gibt, dass DDT-kontaminierte Böden durch biodynamische Methoden schneller als bei konventioneller Landwirtschaft entgiftet werden können – ein ähnliches Ergebnis war mir schon von einem Projekt aus Frankreich bekannt. Daran müsste jedoch noch weiter gearbeitet werden.

Für den gesamten Landbau relevant

Jüngel: Welches Bild von biodynamischer Forschung ist durch die Tagung entstanden?

Wahl: Es gibt weltweit unterschiedliche Arbeitsbedingungen für die Wissenschaftler_innen. In Litauen ein Forschungsthema zur biodynamischen Landwirtschaft an einer Universität unterzubringen, ist schwierig. Das wurde deutlich, als jemand aus Indien nachfragte, ob die litauischen Studien den Aussaatkalender berücksichtigen. Das ist in Litauen nicht möglich. Zwar gibt es in einem Land immer wieder Wissenschaftler_innen als ‹Leuchttürme›, sie sind aber mit ihrer Arbeit oft allein gelassen und haben sich daher über den Kontakt zu Gleichgesinnten sehr gefreut.

Florin: Dabei muss daran erinnert werden, dass das Verbinden von Forschung und Praxis von Beginn der biodynamischen Landwirtschaft an angelegt war. Sehr früh wurde der Versuchsring biodynamischer Forschung gegründet. Und Ehrenfried Pfeiffer forschte im Keller des Glashauses, dem heutigen Sitz der Sektion für Landwirtschaft. Einige sehen in Rudolf Steiners ‹Landwirtschaftlichem Kurs› eine Sammlung von Antworten. Eigentlich werden dort aber vor allem Fragen gestellt. Jürgen Heß, Professor an der Universität Kassel mit Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau, hat das sinngemäss so zusammengefasst: «Ihr habt zwölf bedeutende Schätze, an denen ihr gearbeitet habt. Das ist für die gesamte Landwirtschaft relevant.» Das ist neu.

Jüngel: Woran liegt das?

Florin: Die Ernährungssituation ist dramatisch, und der Klimawandel lässt Landwirte nach der Existenz ihres Hofes fragen. Hier hilft beispielsweise der Gedanke des Hofindividualismus, wie er im ‹geschlossenen landwirtschaftlichen Kurs› angelegt ist. Heute wird Ähnliches mit dem Begriff Resilienz bezeichnet.

Wahl: Ein anderer Grund hat mit dem Thema Tierwohl zu tun. Lange spielte es in der Landwirtschaft keine so grosse Rolle. Auch durch die vegane Bewegung – die nicht unbedingt ökologisch ausgerichtet ist – ist Tierwohl Thema geworden.

Desiderat angewandter Erkenntnistheorie

Jüngel: Welche Kernthemen traten hervor?

Florin: Beispielsweise Bodenfruchtbarkeit und Nahrungsmittelqualität. Ausserdem gab es das Bedürfnis nach ganzheitlich ausgerichteten Forschungsmethoden. Die Effekte der biodynamischen Landwirtschaft werden nicht allein durch analytische Methoden erfasst. Es braucht Analytik und Geisteswissenschaft. Ohne Analytik und Statistik ist man nicht auf der Höhe des wissenschaftlichen Standards. Wir brauchen aber darüber hinaus die ganze Palette der Methoden. Ich meine damit eine Entwicklungsforschung gegenüber einer Beweisforschung, die zeigt, ob etwas wirkt oder nicht wirkt. Die Aufgabe besteht darin, angewandte Erkenntnistheorien zu erarbeiten.

Jüngel: Wo steht die Sektion für Landwirtschaft nach dieser Tagung?

Florin: Wir sind international und wissenschaftlich breiter aufgestellt. Im November 2017 wurde die biodynamische Bewegung beim Organic World Congress in Delhi (IN) Teil der weltweiten ökologischen Bewegung; im Februar 2018 waren bei der Jahreskonferenz am Goetheanum zum Thema ‹Präparate› verschiedene Ansätze gleichberechtigt vertreten; und jetzt konnten wir das Thema ‹Forschung› bearbeiten.

Grössere Berührungsfläche mit der Welt

Wahl: Die Sektion zeigt ihre Kompetenz darin, etwas zu ermöglichen, etwa richtungsübergreifend Menschen an einem Ort zusammenzuführen. Das ist zwar keine Forschung im klassischen Sinne, stösst aber – wie Reaktionen nicht zuletzt aus der ökologischen Bewegung und von Repräsentanten der akademischen Wissenschaften zeigen – aktuell auf ein Bedürfnis. Eine Kollegin sagte mir: «Ihr seid mutig!» Denn normalerweise gibt es keine Erfahrungsberichte bei einer wissenschaftlichen Tagung. Das heisst für uns: Wir müssen nicht unbedingt selbst Forschung betreiben – auch das Aktivieren des biodynamischen Netzwerkes bewirkt etwas. Unsere Offenheit wirkte dabei nicht beliebig.

Florin: Und das lag nicht zuletzt an den sauberen wissenschaftlichen Arbeiten. Die Berührungsfläche der Welt mit der Sektion für Landwirtschaft ist grösser geworden. Darüber hinaus wollen wir weiter eigene Forschung betreiben, wie es mit der Studie über die biodynamischen Präparate gemacht wurde.

Wahl: Die biodynamische Bewegung ist sichtbarer geworden und hat sich als ein Teil der wissenschaftlichen Welt gezeigt.

Florin: Wir haben von Teilnehmenden der Forschungstagung die Legitimität zugesprochen bekommen, die biodynamische Forschungsarbeit sichtbar zu machen. Wir wollen die Zusammenarbeit mit Partnern weiter ausbauen. Das ist eine mutmachende Anerkennung, die Wertschätzung einer realistischen Zielsetzung.

Jüngel: Wie geht es weiter?

Florin: Eine grössere Gruppe von biodynamischen Forscherinnen und Forschern trifft sich spätestens September 2020 in Frankreich auf einer durch die Sektion für Landwirtschaft ausgerichteten Vorkonferenz der grossen Weltkonferenz des ökologischen Landbaus (Organic World Congress von Ifoam).

 

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