Der konventionelle Weinbau setzt für seine Produktion intensiv Agrochemikalien ein. Diese Produkte sind schädlich für die Umwelt, insbesondere für den Boden, die biologische Vielfalt, die Gewässer sowie für die Person, die sie versprüht. Im Gegensatz dazu verzichtet die biodynamische Landwirtschaft auf den Einsatz dieser Chemikalien und setzt auf spezielle Präparate. Diese wirken wie eine natürliche Medizin für die Gesundheit des Bodens, der Pflanzen und des gesamten landwirtschaftlichen Organismus. Das Präparat Hornkiesel (501) ist eines der wichtigsten biodynamischen Präparate, das als Vermittler des Lichts auf die Pflanzen wirkt und ihnen hilft, effektiv und mit besserer Qualität zu wachsen.
Obwohl die wissenschaftlichen Studien über die Wirksamkeit der biodynamischen Präparate begrenzt sind, nimmt die Zahl der biodynamischen Winzer*innen in den letzten Jahren ständig zu. Immer mehr biodynamische Weine erhalten Preise für «den besten Wein» in ihrer Region, ihrem Land oder sogar auf internationaler Ebene. Die biodynamischen Landwirt:innen betonen, dass die biodynamischen Präparate Teil ihres Erfolgsrezepts sind.
Daher ist es eine grosse Freude, die Ergebnisse der neuen Studie über den Einfluss von Hornkiesel auf das Blatt- und Beerenwachstum von Weinbergen in Norditalien hier vorzustellen. Die Autor*innen Malagoli et al. (2022) untersuchten die metabolischen Veränderungen von Blättern und Beeren bei der Anwendung des Präparats in zwei verschiedenen Weinbergen. Die Blätter und Beeren wurden 6 Stunden und 11 Tage nach der Behandlung mit Hornkiesel gesammelt. Zum Zeitpunkt der Weinlese fand zudem eine Stichprobe der Beeren statt.
Die Autor*innen kommen zu folgendem Schluss: «Die Anwendung des Präparats 501 auf die Pflanzen Vitis vinifera cv Garganega führte zu Veränderungen des Gehalts an phenolischen Metaboliten in Blättern und Beeren. Der Gehalt der meisten der durch metabolomische Ansätze identifizierten Verbindungen stieg in den mit dem biodynamischen Präparat 501 behandelten Pflanzen an.
Eine gemeinsame Reaktion auf die Behandlung mit dem Präparat 501 zeigte sich bei den phenolischen Bestandteilen der Beeren, während in den Blättern die Wirkung nach 11 Tagen nachweisbar war und vom Anbauort abhing.
Der Sekundärstoffwechsel trägt zur Anpassung der Pflanze an die Umwelt bei. Der Vergleich mit den Ergebnissen anderer Studien lässt nicht auf einen generellen Einfluss der Anwendung des Präparats 501 auf die Blätter und Beeren von Weinreben schließen.»
Die Autor*innen betonen jedoch auch, dass «sicherlich weitere Forschungen erforderlich sind, um die Rolle der biodynamischen 501-Behandlung auf den Sekundärstoffwechsel der Rebe weiter zu erforschen» und dass «komplementäre Ansätze, die gezielte und ungezielte Daten in Bezug auf den Primärstoffwechsel und den Sekundärstoffwechsel kombinieren, eine neue Möglichkeit für die Bewertung der komplexen und multifaktoriellen Auswirkungen der biodynamischen Behandlung im Weinbau bieten könnten».
Autor*innen: Malagoli, M., Sut, S., Kumar, G. et al.
Titel: Variations of elements, pigments, amino acids and secondary metabolites in Vitis vinifera (L.) cv Garganega after 501 biodynamic treatment
Journal: Chemical and Biological Technologies in Agriculture, 9, 36 (2022)
Link zur vollständigen Studie (Open Access): https://chembioagro.springeropen.com/articles/10.1186/s40538-022-00299-y
Sie möchten mehr über die Literaturnachweise zum biodynamischen Weinbau erfahren? In der folgenden Übersichtsarbeit von Castellini et al. (2017) wird ein erster Überblick gegeben: https://www.dovepress.com/an-overview-of-the-biodynamic-wine-sector-peer-reviewed-fulltext-article-IJWR