Biodynamische Landwirtschaft - was ist wesentlich?
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Ins kalte Dornach strömten Anfang Februar 500 Menschen aus aller Welt zur biodynamischen landwirtschaftlichen Tagung am Goetheanum: „Vorwärts zu den Quellen“ hieß das diesjährige Thema. Die Gärtnerin Reinhild Schlooss war dabei und berichtet:
Bereichert durch ein neues Werkzeug für das Zwischenmenschliche, den U-Prozess nach C.O. Scharmer, und durch intensive Begegnungen verließ ich letztes Jahr die landwirtschaftliche Tagung in Dornach. Mit der Frage: “Auf welche Art und Weise kann mit diesem Werkzeug für die biologisch-dynamische Bewegung und in ihr gearbeitet werden?“ besuchte ich die diesjährige Tagung.
In der Eröffnung wurde die zentrale Fragestellung: “Was ist Wesentlich?“ durch vielseitige Vorträge aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, wie z.B. von Helmy Abouleish aus Sekem und Monika Griefahn als Co-Vorsitzende der “Right Livelihood Award Foundation.“ Es wurde deutlich, dass die vier Stufen des Zuhörens und Sprechens aus dem U-Prozess, insbesondere das empathische Zuhören, ein Grundwerkzeug für die Tagung werden sollten. Ich erlebte mich sensibilisiert, um nach dem Wesentlichen zu fragen und dabei auch in die Welt zu schauen und zu hören.
Die folgenden Tage wurden in drei Schwerpunkte unterteilt. Der Donnerstag orientierte sich an der Frage: “Was ist für mich das Wesentliche im praktischen Tun?“, am Freitag wurde die Anthroposophie mit dem Schwerpunkt „landwirtschaftlicher Kurs“ als individuelle Inspirationsquelle fokussiert und am Samstag wurde der Blick nach außen gewendet mit der Frage: “Welche Zeitereignisse auf der Welt sind für mich wesentlich?“.
Der Michaelsbrief (Anthroposophische Leitsätze) zum Tagesbeginn mit der Betrachtung des Schlafens und Wachens und deren geistigem Zusammenspiel durchzog die Tagung auf besondere Art. Die anschließenden Impulsreferate führten uns an das jeweilige Tagesthema heran und schufen die Möglichkeit für einen eigenen Zugang. In den Vertiefungslaboren am Vormittag wurde mehrsprachig das jeweilige Thema in Vierergruppen an runden Tischen, alleine und gemeinsam tiefer erforscht. Die dialogisch geführten Begegnungen ermöglichten mir ein Hinein – und Hindurch Hören bis zum Wesentlichen. Dabei erlebte ich ein gemeinsames Forschen und Ringen um das empathische Hinhören und Sprechen.
Am Mittag belebten die künstlerischen Kurse den Themenschwerpunkt auf einer anderen Ebene. Die Erlebnisskizzen am Nachmittag waren intensive, kurze und sehr persönliche Schilderungen von Initiativen für eine bessere Welt. Darunter waren Benedikt Haerlin, der am Weltagrarbericht mitgearbeitet hat, Ben und Konomi Campbell aus Japan und Stephane Fernex aus Frankreich. Der Arbeitstag endete mit einem gemeinsamen Plenum, in dem eigene Erfahrungen dargestellt werden konnten. Hier standen wir vor der Herausforderung, uns gegenseitig in wenigen Sätzen die Kernpunkte des Tages zu reflektieren. Die abendlichen künstlerischen Darbietungen rundeten die Tage erfrischend und glanzvoll ab. Diese Gliederung der Tagung ermöglichte mir auf geniale Weise ein nach innen und außen Wenden.
Aus meiner Sicht ist es auf der Tagung gelungen, durch die intensiven Begegnungen, Einblicke in das Individuelle zu erahnen. Es fordert uns heraus, ein Gemeinsames daraus zu formulieren, ohne das Individuelle zu verlieren. Dieses kann eine zeitgemäße, allgemeingültige Antwort auf folgende Fragen ergeben: “Was ist wesentlich in der biologisch-dynamischen Bewegung? Was sind unsere gemeinsamen Quellen? Was verbindet uns mit anderen Initiativen, die in einem Zusammenhang zu uns stehen?“ Durch die Begegnungen mit vielen anderen biologisch-dynamisch Wirkenden konnte ich auch diesmal viel erfahren und lernen. Nur Mut zur nächsten Tagung, denn eines ist klar: Jeder Einzelne ist wesentlich für eine neue Zukunft!
Reinhild Schlooss