Der aktuelle Trendreport Ernährung 2025 aus Deutschland wird als positiv gewertet. Gleichzeitig deutet die weltweit steigende Zahl an ernährungsbedingten Erkrankungen in eine andere Richtung. Dies führt zur Frage, inwieweit die genannten Trends und aktuellen Entwicklungen übereinstimmen. Die Planetary Health Diet als nachhaltige Ernährungsform dient der Gesundheit aller, einschließlich der gesamten Erde. Genau dies braucht es, um in Zukunft gesund und nachhaltig leben zu können. Einige Punkte des Trendreports weisen in diese Richtung, was Hoffnung gibt.
Anfang des Jahres erschien in Deutschland der «Trendreport Ernährung» [1]. Das Netzwerk «Nutrition Hub» befragte dazu 199 Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis nach ihrer Einschätzung des Ernährungsverhaltens und der Essgewohnheiten der Bevölkerung. Demnach sieht die Entwicklung der Ernährung als einem der zentralen Handlungsfelder bezüglich Gesundheit und Klimaschutz positiv aus. Beides kann nur zusammen gedacht werden: Klimaveränderungen wirken sich besonders negativ auf die Gesundheit der Menschen aus. Da die Lebensmittelauswahl das Klima beeinflusst, ist Ernährung ein wichtiger Faktor für die Gesundheit und nachhaltige Entwicklung insgesamt.
Auf Platz eins der zehn identifizierten Trends steht die pflanzenbetonte und flexitarische Ernährung, also eine überwiegend vegetarische Kost. Zugleich belegt eine klimafreundliche und nachhaltige Ernährung Platz drei in der Befragung. Eine natürliche Ernährung auf Basis von unverarbeiteten, möglichst biologischen Lebensmitteln belegt Platz acht. Zählt man den Trend zum Verzehr von Lebensmitteln, die sich positiv auf das Darmmikrobiom auswirken, der Platz fünf belegt, dazu, sind es immerhin vier von zehn Trends, die mit gesunden Lebensmitteln die Gesundheit unterstützen und auch nachhaltigen Genuss mit gutem Gewissen beschreiben.
Diese Trends spiegeln im Grunde die Ziele der Planetary Health Diet wider [2]. Die von der EAT-Lancet-Kommission entwickelte Strategie strebt eine Ernährungsweise und Lebensmittelproduktion an, mit denen sich alle Menschen bis 2050 nachhaltig und gesund ernähren könnten. Dafür müsste der Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen ungefähr verdoppelt werden. Der Verzehr von Fleisch und Zucker müsste dagegen halbiert werden. Gleichzeitig soll die Lebensmittelproduktion Richtung biologischer Landwirtschaft verbessert und Lebensmittelabfälle stark reduziert werden. Dieser Ansatz verdeutlicht, dass Gesundheit für alle Lebewesen inklusive der Erde nur dann möglich ist, wenn alle miteinander agieren und sich gemeinsam und in gegenseitiger Rücksichtnahme entwickeln. Dann würden sich weder ernährungsbedingte Erkrankungen so stark ausbreiten noch würden so viele stark verarbeitete Nahrungsmittel produziert werden, die laut dem Weltgesundheitsbericht des letzten Jahres zu den vier häufigsten Todesursachen weltweit zählen [3]. Auch der Klimawandel sowie andere große Krisen der Menschheit wie die schwindende Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt würden abgemildert.
Dies gibt Hoffnung, denn ein Ernährungstrend beschreibt Veränderungen im Ernährungsverhalten einer größeren Gruppe von Menschen, die über einen längeren Zeitraum an Popularität gewinnen. Somit besteht die Chance, dass sich diese Trends weltweit zeigen. Wenn die Trends zu realen Handlungen führen, kann es eine nachhaltige Entwicklung geben. Noch gibt es aber einige Fakten, die Gegenteiliges zeigen. So zum Beispiel der in Deutschland tendenziell steigende Fleischkonsum, der sich negativ auf die Klimabilanz auswirkt. Auch steigt weltweit nach wie vor die Zahl adipöser Menschen. Folglich erkranken immer mehr Menschen an Diabtetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Trendreport wird zudem personalisierte Ernährung interessanterweise als zweithäufigster Trend genannt. Dahinter steht ein Algorithmus, mit dem zahlreiche Informationen einer Person ausgewertet werden. Dabei besteht eine starke Abhängigkeit von elektronischer Technologie inklusive künstlicher Intelligenz. Technische Innovationen und neue Dienstleistungen definieren das Ernährungsverhalten und den täglichen Speiseplan. So werden zum Beispiel Blutzuckermessgeräte, die eigentlich für Menschen mit Diabetes entwickelt sind, verwendet, weil sich damit angeblich selbstbestimmt die eigene Gesundheit optimieren lässt. Aber anstatt selbst zu entscheiden, was einem gut tut, gibt man die Verantwortung ab. Ist das Überprüfen des Blutzuckerwertes mit einem Messgerät ohne medizinische Notwendigkeit wirklich ein Zeichen für ein selbstbestimmtes, gesundes Essverhalten? Bei der personalisierten Ernährung werden zudem die eigenen Bedürfnisse extrem in den Mittelpunkt gestellt, alles dreht sich um das eigene persönliche Bedürfnis. Dies fördert eine starke Fokussierung auf das eigene «Ego».
Genau das Gegenteil ist jedoch wichtig, wenn man die weltweite Gesundheit von Mensch und Erde betrachtet. Hier braucht es ein Bewusstsein dafür, dass es nur eine Gesundheit gibt, und zwar dann, wenn alle Beteiligten gesund sind – One Health. Es gilt den Blick zu weiten und respektvoll in Beziehung zu gehen, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit den Mitmenschen, den Tieren, Pflanzen und der Erde. Das sollte der Trend Nummer eins in Zukunft sein.
Literaturverzeichnis
[1] Nutrition Hub (2025): «Trendreport Ernährung 2025: Es wird gesund, flexibel und selbstbestimmt»,
https://www.nutrition-hub.de/post/trendreport-ernaehrung-trends-2025 abgerufen am 12.04.2025
[2] World Health Organisation (2024): «Nur vier Branchen sind für jährlich 2,7 Millionen Todesfälle in
der Europäischen Region verantwortlich», WHO https://www.who.int/europe/de/news/item/12-06-2024-just-four-industries-cause-2.7-million-deaths-in-the-european-region-every-year abgerufen am 10.04.2025
[3] EAT-Lancet Commission (2019): «Food in the Anthropocene: The EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems», EAT https://eatforum.org/content/uploads/2019/07/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf abgerufen am 25.04.2025