Die Landschaft um den biodynamischen Familienbetrieb Martinelis in der Nähe von Vilnius, Litauen erstrahlt im saftigen Grün. Störche stolzieren über frisch gemähte Wiesen und die Hochlandrinder suchen Schatten in einem nahegelegenen Waldstück auf ihrer Weide.
Litauen ist ein Land geprägt von den vier Jahreszeiten, von wilder Natur, einer einzigartigen Geschichte, aber auch grossen Flächen an Monokultur mit «Chemieanbau», wie Rasa Ciriene, Präsidentin des biodynamischen Vereins in Litauen, es nennt.
Trotz wachsender Anzahl biodynamischer Betriebe ist die biodynamische Landwirtschaft noch neu in Litauen. Nachdem Arunas Martinelis die ersten 10 Hektar von seiner Grossmutter überschrieben bekommen hat, wurden sie seit 2012 kontinuierlich vom konventionellen auf den biodynamischen Anbau umgestellt. Von der Nutzung konventioneller Agrochemikalien sagt Arunas heute, dass er «in ihnen keine Zukunft gesehen hat. Ich hatte das Gefühl, dass die Dünger und Pestizide meine Gesundheit und die des Bodens gefährdeten.»
Deswegen wurde zuerst auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Aber auch hier fehlte ihm etwas. Erst mit der Umstellung auf biodynamische Landwirtschaft, 2017, fand er, was er gesucht hat. Die Integration von Tieren auf dem Betrieb, die Hofindividualität und die Bewirtschaftung nach dem Kalender von Maria Thun wurden zum besonderen Fokus.
Die biodynamische Landwirtschaft ist für ihn damit auch ein Rückbesinnen auf vergessene Traditionen in seinem Land. Denn damals wurden Rinder für einen guten Kompost mit dem Getreideanbau kombiniert. Und auch die verschiedenen Jahreszeiten und Mondphasen wurden im Anbau, in der Pflege und Lagerung in der Landwirtschaft früher mehr berücksichtigt.
Heute zählt der Hof mit dieser Bewirtschaftungsweise zu den absoluten Pionieren in ihrem Land. Mit 500 Hektar Land und 140 Rindern produzieren sie hauptsächlich Fleisch und Getreide (Buchweizen, Hafer, Dinkel und Weizen). Aber auch ätherische Öle und Destillate werden hier aus dem vielfältigen Garten hergestellt. Die teilweise etwas geringeren Erträge sind für Arunas dabei kein Problem. Er hat sich auf spezielle Getreidesorten, wie glutenfreier Hafer, konzentriert und kann diesen finanziell besser und sicherer vermarkten.
Auch in Zukunft möchte sich Familie Martinelis weiter für den chemiefreien Anbau und die biodynamische Ausbildung in ihrem Land einsetzen. Denn Kristina Martineliu ist überzeugt, dass «wir abhängig sind von unseren Pflanzen und Tieren und sie von uns auch. Es ist unsere Pflicht als Menschen und als Familie unsere Erde, Tiere und Pflanzen zu schützen.»