Im Jahr 2024 schauen wir auf 100 Jahre zurück, seit der Landwirtschaftliche Kurs als Geburtsstunde des biodynamischen Impulses gehalten wurde. Wir veranstalten eine Trilogie rund um das 100-jährige Jubiläum: Rückblick 2023, Gegenwart des Impulses 2024, Zukunftsblick 2025.
Wir wollen mit der Tagung 2023 also zurückblicken, um die Erneuerungskräfte zu stärken. Am direktesten ist, man fragt sich selbst: Wo komme ich her? Wie bin ich zur Landwirtschaft gekommen? Was war das zündende Erlebnis in meiner Biografie, das mich zur Biodynamik gebracht hat? Wie kam der Impuls in mein Land, wie hat er sich entwickelt? Wie weit geht die Geschichte des Vereines zurück, in dem ich aktiv bin? Wer gründete Demeter? Mit wem hat Rudolf Steiner die assoziative Wirtschaft entwickelt? Wie ist es mit der Forschung?
Wie ist die geistige Quellkraft des Biodynamischen in den unzähligen Menschen, die all das geschaffen haben, lebendig geblieben? Welche Zugänge zu den Quellen haben sie gepflegt? Wie kann ich mich selbst davon inspirieren lassen? Welches ist mein Weg des Zugangs zur Quelle des Biodynamischen und wie pflege ich ihn? Wie sehe ich meinen eigenen Beitrag zur Weiterentwicklung des biodynamischen Impulses?
Eine Rückschau auf die Kulturentwicklung der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft hat aber nicht mit dem Landwirtschaftlichen Kurs angefangen. Sie ist viel älter und es lohnt sich, den biodynamischen Impuls in der Gesamtsituation zu kontextualisieren.
Wie hat sich die Landwirtschaft über die Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende entwickelt? Wir können aus der Geschichte lernen, dass sie einerseits ein mühsames Geschäft im Kampf mit den Unbilden der Natur und in Knechtschaft der Obrigkeit gewesen ist. Wir können aber auch lernen, dass sie andererseits die Natur kultiviert durch die Domestikation der Tiere, die Züchtung der Pflanzen, die Herausbildung von fruchtbaren Böden; dass sie die Kulturlandschaften schafft mit regional ausgeglichenen Klimata.
Wir können zutiefst angesprochen werden in unserem Innern, wenn wir uns verbinden mit der Vielfalt der Landwirtschaftsimpulse aus allen Zeiten: so zum Beispiel mit indigenen Praktiken einer intimen Partnerschaft mit der Natur, mit dem Umgang mit den heiligen Kühen in Indien, mit der Saatgutpflege des Weizens über viele Generationen, ausgehend von Vorderasien, oder der Entwicklung des Anbaus von Milpa – Mais, Bohnen und Kürbis – seit den südamerikanischen Hochkulturen bis heute.
Wir lernen, dass es in diesem Gang immer wieder Phasen der Selbstbestimmung, der gesellschaftlichen Mitgestaltung, ja, sogar der Trägerschaft des Kulturfortschrittes für die Landwirtschaft gegeben hat. Die Landwirtschaft als Kulturimpuls!
Highlights der Tagung
Was ist passiert seit 1924? Welchen Impuls hat die Biodynamik in die Landwirtschaft gebracht? Mit dieser Frage wollen wir die Tagung eröffnen und in sieben Rückschaubildern die Wirkungsgeschichte des Koberwitzer Impulses erzählen. Martin von Mackensen und Arzu Duran gehen in dem nachfolgenden Vortrag weiter zurück bis zu den Anfängen des Ackerbaus und der Sesshaftwerdung im Gebiet um Göbekli Tepe in der heutigen Türkei.
Die uralte Weisheit und «Heiligkeit» in der ursprünglichen Landwirtschaft beschäftigt auch Vandana Shiva. Wie können wir das Heilige in der Landwirtschaft, das heute noch in indigenen Gemeinschaften lebt, für unsere Zeit wiederentdecken? Kann es zur Grundlage einer neuen Landwirtschaft der Zukunft werden? Dieser Frage widmet sich der Abendvortrag von Vandana Shiva.
Drei Rückschau-Skizzen erzählen am zweiten Tag die Geschichte des Koberwitzer Impulses im Vereinigten Königreich, in Spanien und in Osteuropa – gefolgt von «Wegspuren», einer Eurythmieaufführung des Goetheanum-Ensembles.
Seit den 1920er-Jahren haben Frauen den biodynamischen Impuls immer wieder in besonderer Weise geprägt und vorangebracht. Mit einem internationalen Panel widmen wir uns den Pionierinnen in der Biodynamik und fragen nach der Rolle der Frau in der heutigen Bewegung - insbesondere dort, wo sich biodynamische Landwirtschaft stark entwickelt: in den Ländern des globalen Südens.
Mit dem Open Space “The next generation in biodynamics” sind auch junge Menschen herzlich eingeladen, einen Beitrag an der Tagung zu leisten und sich über die aktuellen Chancen und Herausforderungen in der biodynamischen Landwirtschaft auszutauschen. Was bedeutet Landwirtschaft als Lebensweg? Aus welcher Motivation heraus entscheiden sich junge Menschen heute für die Biodynamik? Diese spannenden Fragen bereiten bereits den Boden für die Tagungen 2024 und 2025.
16 Workshops, 12 künstlerische Kurse, 22 Open Spaces sowie zahlreiche Online-Beiträge im digitalen Teil der Tagung stehen zur Anmeldung offen. Junge Tagungsgäste können eine ermässigte Tagungskarte erhalten, Reisekostenunterstützung beantragen und in der Jugendherberge Basel vergünstigt übernachten. Weitere Informationen und ein laufend aktualisiertes Tagungsprogramm finden Sie unter: