Die biologisch-dynamischen Präparate
praktisch - forscherisch
persönlich – spirituell
öffentlich – gemeinschaftlich
Die Präparate sind ein Herzstück der biodynamischen Agri-Kultur. Sie haben eine einzigartige Stellung unter allen Neuerungen der modernen Landwirtschaft. Anstatt wie N-Dünger, Agrochemie und Gentechnik in eine Technisierung der Landwirtschaft zu führen, eröffnen sie den Weg in eine Vermenschlichung. Diese weit über das Schützen des Lebens hinausgehende Kultivierung wird seit drei Generationen in der biodynamischen Bewegung gepflegt und es gibt aktuell ein frisches Interesse an den Präparaten. Das gilt sowohl für die Landwirte, Gärtner und Winzer wie auch für die Konsumenten und die Öffentlichkeit. Diese Situation wollen wir mit dem aktuellen Jahresthema aufnehmen und hoffen damit einen kräftigen Arbeits-Impuls für die Präparate anzuregen. Wir werfen einen dreifachen Blick auf die Präparate:
Praktisch – Forscherisch
Die Präparatearbeit ist zunächst eine praktische Arbeit. Ohne dass man die Präparate herstellt, gibt es sie nicht. Die Herstellung ist ein handwerklicher Prozess, der über das Sammeln der hauptsächlich pflanzlichen Blüten und ihrer Um-schliessung mit tierischen Hüllen und der Reifung in den Jahreszeiten zu humosen Substanzen führt. Meisterschaft in diesem Handwerk kann angestrebt werden, und jeder kann vieles von anderen lernen. Nach der Lagerung kommen die Präparate zur Anwendung. Auch hier gibt es eine Vielfalt von Praktiken und auch offene Fragen. Wie verhält sich Handrühren zum Maschinenrühren? Welcher Anwendungszeitpunkt ist optimal? Die Wirkung der Präparate wird über die Jahre in einer gesunden Ausgeglichenheit des Betriebes erfahrbar. Eher selten gibt es eine direkt sichtbare punktuelle Wirkung – umso interessanter ist es sich darüber auszutauschen.
Das Verstehen kann der Praxis folgen. Dabei gibt es eine reiche Palette von Phäno-menen bei den verwendeten Pflanzen, den tierischen Hüllen und den geführten Umwandlungsprozessen mit denen man sich durch Schulung in Phänomenologie vertraut machen kann. Sie eröffnen eine tiefere Sicht in das Walten des Geistes in der Natur. Auch das klassische naturkundliche Wissen über Mineral, Pflanze und Tier hilft, die Ausgangssubstanzen in ihrer Stellung im ganzen Naturkosmos zu verstehen. An das Verständnis der Wirkungen der Präparate kann man sich durch klassische und neue Forschungs-Methoden herantasten – ein Feld für vielfältigen Austausch.
Persönlich – Spirituell
Die Präparate bringen es mit sich, dass man ein persönliches Verhältnis zu ihnen entwickelt. Das heisst, dass jeder die Präparate mit einer persönlichen Haltung macht und versteht. Das ist der Sache angemessen und vergleichbar der persönlichen Inter-pretation eines Musikstückes. Erst durch die persönliche Verbindung erlebt man eine tiefere Schicht der Präparate, es ist wie wenn das „Wirkensgefüge von Mensch und Präparat“ das eigentlich Wirksame ist. Was sind Qualitäten dieses persönlichen Verhältnisses? Kann man sich darüber austauschen? Gibt es auch Persönlich-allzu-Persönliches, wo die Sachlichkeit verloren geht?
Auf Grundlage dieses intimen Umganges mit den Präparaten ist es möglich, etwas von ihrer spirituellen Dimension zu erahnen. Es geht nach Rudolf Steiner darum, neue geistige Kräfte in der Erden-Natur wirksam werden zu lassen, damit sie uns weiterhin ernähren kann. Wie ist das geistig-evolutive Verhältnis von Mensch und Natur? Was geht hier zu Ende und was nimmt einen Anfang? Mit welcher Schicht meines Wesens kann ich diese Verantwortung für die Partnerschaft von Mensch und Erde mittragen und mitgestalten?
Öffentlich – Gemeinschaftlich
Die Präparate stehen in der Öffentlichkeit. Jede Woche kommen populäre, aber auch wissenschaftliche neue Publikationen in Journalen, Büchern, Filmen hinzu, wo in Wort und Bild die Präparate dargestellt werden. In dieser Breite und Prägnanz ist das neu. Das schüchterne Erwähnen der Präparate am Ende einer Hofführung ist Vergangenheit. Die Menschen sind offen, gerade für die Präparate. Wie leisten wir diese Repräsentanz in der Öffentlichkeit? Wie werden wir der nüchtern-praktischen Seite gerecht und wie der persönlich-spirituellen? Wie finden wir den richtigen Weg zwischen Banalisierung und Sakramentalisierung?
Neben der publizistischen Öffentlichkeit gibt es eine näher gelegene Gemeinschafts-bildung um jeden Ort, wo die Präparate hergestellt und angewendet werden. Es gibt viele Möglichkeiten diese soziale Seite der Präparatearbeit zu entwickeln. Teilen wir uns gegenseitig mit wie wir das machen. Ermutigen wir uns gegenseitig, diese Arbeitstage mit den Präparaten für die Menschen-Gemeinschaften um die Höfe zu festlichen Anlässen zu gestalten.
Wir regen an, dass auf den Höfen, in den Regionen und Ländern im Verlauf des kommenden Jahres die Präparate vermehrt thematisiert werden. Eine gute Grundlage gibt die Studie: „Die biodynamischen Präparate im Kontext: Individuelle Zugänge zur Präparatearbeit. Fallstudien der weltweiten Praxis“, die im Herbst 2016 von der Sektion publiziert wurde und in <link file:39205 _blank download file>Deutsch und <link file:39206 _blank download internal link in current>Englisch erhältlich ist.
Die <link internal-link internal link in current>Landwirtschaftliche Tagung vom 7. bis 10. Februar 2018 am Goetheanum wird zu dem Thema der Präparate sein.
Die Sektion für Landwirtschaft nimmt Anregungen zum Jahresthema und zur kommenden Tagung gerne entgegen. Eine Literaturliste zu dem Thema wird auf der Homepage erstellt werden.