Bei ausgewählten Produkten wird neben dem Endpreis auch der Anteil ausgewiesen, der Landwirt:innen und Verarbeiter:innen bekommen. Besonders bei Tomatenpassata, Brot sowie Fenchel, Orangen und Kiwis kann der Erzeugeranteil bis zu 50 % des Ladenpreises betragen.
Führende Branchenvertreter diskutierten heute in Rom darüber, wie sich faire Preise für Lebensmittel – insbesondere im Bio-Sektor – umsetzen lassen. Anwesend waren unter anderem:
Fabio Brescacin, Präsident und Gründer von NaturaSì
Maria Grazia Mammuccini, Präsidentin von FederBio
Silvia Schmidt, Policy Manager von IFOAM Organics Europe
Ueli Hurter, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum in Dornach (CH)
Auch Vertreter:innen von landwirtschaftlichen Verbänden, Genossenschaften und wissenschaftlichen Institutionen nahmen teil, um einen offenen Dialog zu fördern und ein System zu schaffen, das Landwirt:innen fair entlohnt und Verbraucher:innen aufklärt.
Fabio Brescacin betonte: «Die Landwirtschaft steckt in der Krise: In Europa sind in den letzten 15 Jahren mehr als fünf Millionen Höfe verschwunden. Um den Beruf wieder attraktiv zu machen, müssen Landwirt:innen ein existenzsicherndes Einkommen erhalten.»
Ein Beispiel für gerechtere Preise: NaturaSì zahlt für Bio-Hartweizen 45 Cent pro Kilo, während der konventionelle Markt nur 30 Cent bietet. Von den 3,98 Euro für ein Kilo Fenchel gehen 1,80 Euro direkt an die Landwirte, der Rest deckt Logistik, Transport und Einzelhandelskosten.
Maria Grazia Mammuccini hob hervor, dass der Bio-Sektor als Vorreiter fungiere: «Der gerechte Preis ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine ethische und soziale Frage. Wir brauchen strukturelle Massnahmen, um Landwirt:innen angemessen zu entlohnen.»
Auch auf europäischer Ebene gewinnt das Thema an Bedeutung. Silvia Schmidt wies darauf hin, dass die Europäische Kommission mit dem Agrar- und Lebensmittelkettenausschuss (AFCO) die Notwendigkeit von Preistransparenz erkannt hat.
Ueli Hurter, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum, unterstrich: «Die Landwirtschaft ist ein besonderer Wirtschaftssektor, weil ihr Mehrwert direkt aus der Arbeit mit der Natur entsteht. Die höheren direkten Kosten für Bio-Landwirt:innen gleichen sich aus, weil sie gleichzeitig die Umwelt schützen. Anders als in der konventionellen Landwirtschaft entstehen keine versteckten Folgekosten durch den Raubbau an natürlichen Ressourcen.»
Auch Landwirt:innen aus dem NaturaSì-Umfeld, wie Dora Brio aus Matera, unterstützen die Kampagne: «Ein fairer Preis erlaubt es uns, hochwertige Lebensmittel zu produzieren und fruchtbare Böden für kommende Generationen zu erhalten.»
Mit dieser Initiative setzt NaturaSì einen Meilenstein für mehr Fairness und Nachhaltigkeit im Lebensmittelsektor. «Wir behaupten nicht, dass unser Preis bereits gerecht ist, aber wir möchten die Preiszusammensetzung offenlegen», erklärte Brescacin. «Jeder Einkauf ist eine bewusste Entscheidung für ein nachhaltigeres Lebensmittelsystem.»
Dieser Text basiert auf der heutigen Pressemitteilung von NaturaSì.