Lebendige Gemeinschaftsbildung in der Wüste – die Sekem-Initiative
Eindrücklich berichteten Helmy Abouleish und Buthaina Elhoseiny über die ägyptische Sekem-Initiative, die 1977 von Ibrahim Abouleish gegründet wurde. Aus karger Wüste entstand eine blühende Gemeinschaft: Rund 2000 Menschen arbeiten heute in der Landwirtschaft, in Textilbetrieben, Bildungseinrichtungen, Kliniken usw. Mit dem Projekt «Economy of Love» soll bis Ende 2026 rund 40'000 Kleinbetrieben in Ägypten der Übergang zur biodynamischen Landwirtschaft ermöglicht werden – mit besseren Einkommen, Gesundheitsversorgung und langfristiger sozialer Sicherheit.
Ein Meilenstein der Sekem-Entwicklung ist die Mitbegründung der Heliopolis Universität in Kairo. Sekem zeigt, dass Entwicklung möglich wird, wenn Bildung, Ökologie und Gemeinschaft ineinandergreifen. Alle Mitarbeitenden können beispielsweise dieselben Kurse besuchen – so begegnen sich im Malkurs Menschen aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen, was den Zusammenhalt stärkt.
Hazoua – Datteloase in Tunesien
Ein weiteres Beispiel für gelingende nachhaltige Landwirtschaft ist Hazoua, eine tunesische Oase an der algerischen Grenze. Was einst auf Initiative des Schweizers Reto Ingold begann, wird heute selbstverwaltet fortgeführt: der Anbau biodynamischer Datteln, die bis in die Schweiz exportiert werden. «Die Hazoua-Initiative gibt uns jungen Menschen die Möglichkeit, auf dem Land zu bleiben und damit der Landflucht entgegenzuwirken – auch wenn ich mich persönlich natürlich auch manchmal nach der Stadt sehne», sagte Dattelbauer Saidi Salah.
Landwirtschaft in Flüchtlingslagern
Aus der Westsahara erreichten uns Erzählungen, die tief berührten. Kaum mehr in unseren Medien präsent ist der seit fast 50 Jahren andauernde Konflikt, der das einst nomadische Volk der Sahrauis dazu zwingt, seit Jahrzehnten in Flüchtlingslagern zu leben.
Der Agronom Taleb Brahim berichtete, wie in den Flüchtlingslagern der Sahrauis sogenannte «Domes» entstehen – Anlagen, in denen mitten im Wüstensand Gemüse angebaut wird. Doch es geht dabei um weit mehr als um Lebensmittelerzeugung: Landwirtschaft zu betreiben bedeutet hier, Selbstbestimmung zu erlangen und ein Stück Heimat zu gewinnen.
Die Künstlerin und Menschenrechtsaktivistin Asria Mohamed Taleb, selbst in einem dieser Lager aufgewachsen, brachte diesen Gedanken mit ihrem Kunstprojekt «Jaimitna» («unser Zelt») ans Goetheanum. Sie stellte eine Jaimitna auf, wo Besuchende Tee trinken und über QR-Codes die Geschichten der Frauen hören konnten, die die Stoffe im Inneren des Zelts gefertigt hatten.
Die Frage nach Verantwortung
Alexander Batran von der Weleda AG berichtete über den Rosenanbau in Marokko, der vor allem Frauen Arbeit bietet – unterstützt durch Kinderbetreuung und faire Arbeitsstrukturen. Er betonte die Bedeutung transparenter Wertschöpfungsketten, in denen Produzierende und Abnehmende in direktem Austausch stehen und alle Beteiligten gerecht entlohnt werden.
Der Agroforstexperte Roland Frutig zeigte anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse, wie selbst in Wüstenregionen neues Grün entstehen kann, ohne die empfindlichen Grundwasserreserven zu gefährden. Seine Arbeit in Afrika, Indien und Ägypten verdeutlicht: Wenn verschiedene Anbausysteme voneinander lernen, kann nachhaltige Landwirtschaft auch unter extremen Bedingungen gelingen.
Zugleich wurden kritische Fragen geäussert: Gefährdet die Begrünung die unter der Sahara liegenden Wasserreserven? Wie lässt sich wirtschaftliche Verantwortung mit politischer Realität, etwa in der Westsahara, vereinbaren? Und beeinflussen Veränderungen des Mikroklimas das globale Klima? Der Thementag machte diese Herausforderungen sichtbar und eröffnete Raum für Austausch und gegenseitiges Verständnis.
Ein Tag, der Hoffnung weckte
Djim Radé und seine Jazzband aus dem Tschad liessen den Tag ausklingen. Es entstand der Eindruck, dass trotz der scheinbar aussichtslosen Lage – geprägt vom Klimawandel und anhaltenden Konflikten wie in der Westsahara – Hoffnung besteht: «Greening the Desert» zeigt, dass scheinbar Unmögliches möglich wird – in der Landwirtschaft ebenso wie im gesellschaftlichen Miteinander.







