Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass die Naturwissenschaft die sozialen Formen der Zukunft vorbereiten müsse, doch oft war es umgekehrt: den auf Konkurrenz gegründeten «Kampf ums Dasein» entlehnte Darwin dem Ökonomen Robert Malthus. Heute wird zunehmend deutlich, dass die Natur nicht durch Konkurrenz zwischen den Arten, sondern vor allem durch deren förderliches Miteinander Stabilität und Resilienz gewinnt.
Auch die entwicklungstragende Variabilität der Arten entsteht durch Artenreichtum und Symbiose in Lebensgemeinschaften. Die Identität einer Art ist oftmals nicht ohne die Diversität ihrer Umgebung möglich. Noch bevor diese Zusammenhänge gut bekannt waren, hatte Goethe dies als Prinzip seiner Erkenntnismethode formuliert: Urphänomene und Archetypen werden erst in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen erkennbar und durch diese konturiert. Zugleich bringen sie diese Vielfalt selbst hervor. So formulierte Goethe auch die Aufgabe der ‹Vermannigfachung› der Experimente und Phänomene, um in ihrer Diversität zugleich ihre Identität als ‹höhere Erfahrung in der Erfahrung› erkennen zu können.
In der Vielfalt der methodischen Zugänge und Denkformen erschliessen wir Einblicke in grössere Zusammenhänge und eine gemeinsame Identität in der Vielfalt der Erscheinungsformen der Natur. Können wir die Diversität unserer Herangehensweisen und Ansätze als Reichtum erleben, der die Identität unserer Gemeinschaft stärkt? Gelingt uns dies mehr und mehr zu verwirklichen, so ist damit auch ein Beitrag zur Erneuerung der sozialen Formen geleistet.
Sehr herzlich wollen wir Sie einladen, an diesen Themen mit uns in der Tagung durch Vorträge, Plenargespräche und in Gruppen mit zu arbeiten. Auch Forschungspräsentationen sind willkommen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!