Abbildung 1: Für die vorliegende Studie wurden insgesamt 254 Bodenproben und 20 Proben von biodynamischen Präparaten genetisch analysiert. Die Bodenproben stammen von 3 Testflächen in Deutschland und 21 Höfen in Frankreich und decken unterschiedliche Anbausysteme, Bodentypen und klimatische Verhältnisse ab.
Mikrobielle Bodengemeinschaft
Wer sich für Pflanzen interessiert, kommt nicht darum herum, sich auch mit dem Boden, aus dem sie wachsen, zu beschäftigen. Der Boden beherbergt eine Fülle von Kleinstlebewesen, Bakterien und Pilzen: die mikrobielle Bodengemeinschaft. Dass diese das Pflanzenwachstum beeinflusst, ist schon länger klar. Nun wurde genauer untersucht, wie die biodynamischen Präparate sich auf die mikrobielle Bodengemeinschaft und somit auf das Pflanzenwachstum auswirken.
Biodynamische Präparate
In konventionellen Landwirtschaftssystemen wird die mikrobielle Bodengemeinschaft oft beeinträchtigt durch den intensiven Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln. Andere Systeme wie die biodynamische Landwirtschaft und der Biolandbau gehen den Weg der Nachhaltigkeit. Sie versuchen, das vorhandene Bodenleben zu stärken und beschränken Dünger und Schädlingsbekämpfungsmassnahmen auf ein Minimum. Die biodynamischen Präparate gehen noch einen Schritt weiter. Sie nehmen direkt Einfluss auf die mikrobielle Bodengemeinschaft – so eine der Hypothesen der Forschenden.
Biodünger
Biodynamische Präparate enthalten eine Vielzahl von Mikroorganismen, sogenannte «pflanzenwachstumsfördernde Mikroorganismen» (PGPM). Diese können Stoffe produzieren, welche dem Pflanzenwachstum zugutekommen und die Auswirkungen von Stressfaktoren reduzieren. Somit stellen sie einen guten Biodünger für den Boden dar. Mit Biodünger ist hier also nicht Dünger aus biologischen Quellen gemeint, sondern tatsächlich lebender Dünger in Form von Mikroorganismen, welche den Boden kolonisieren und Teil der mikrobiellen Bodengemeinschaft werden.
Abbildung 2: Die genetische Analyse der biodynamischen Präparate zeigt, dass diese viele PGPMs enthalten, die mit Hormonproduktion und Stressanpassung in Verbindung gebracht werden. Besonders beim Hornkieselpräparat (BD501) sind diese Werte deutlich erhöht. PGPE: Plant growth promoting effects (pflanzenwachstumsfördernde Effekte).
Die Studienresultate können wie folgt zusammengefasst werden:
- In den biodynamischen Präparaten sind hohe Gehalte an PGPMs enthalten (Abb. 2).
- Durch die Anwendung der biodynamischen Präparate wurden die Gehalte der PGPMs im Boden signifikant erhöht (Abb. 3).
- Für die Hypothese einer Impfung wurde auch eine Zeitreihe durchgeführt. Diese deckt sich mit dem typischen Ablauf einer Impfung.
- Bakterien und Pilze, die in den Präparaten häufig vorkommen, werden nach Ausbringung der Präparate auch im Boden in signifikant höherer Zahl gefunden.
Abbildung 3: Übersicht über mögliche wachstumsfördernde Substanzen und Funktionen unterteilt nach Standort und landwirtschaftlichem System. BD++: Jeweils 3 Behandlungen mit BD500 und BD501. BD+: Jeweils eine Behandlung mit BD500 und BD501. BD-: Biologisch bewirtschaftete Böden ohne Präparat-Anwendung als Kontrollflächen.
Fazit
Die Forschenden schlussfolgern, dass biodynamische Präparate die Zusammensetzung der mikrobiellen Bodengemeinschaft beeinflussen. Ausserdem können die in den Präparaten enthaltenen Mikroorganismen dabei helfen, das Pflanzenwachstum als auch die Anpassung an Stressfaktoren zu verbessern. Der Effekt biodynamischer Präparate trat bei ungünstigen Wuchsbedingungen (bspw. wenig Dünger, Trockenstress) am deutlichsten zutage.
Quellen und weiterführende Links zu diesem Artikel
- Originalstudie: Milke, F., Rodas-Gaitan, H., Meissner, G., Masson, V., Oltmanns, M., Möller, M., Wohlfahrt, Y., Kulig, B., Acedo, A., Athmann, M., Fritz, J. Enrichment of putative plant growth promoting microorganisms in biodynamic compared with organic agriculture soils. ISME Communications, Volume 4, Issue 1, January 2024,ycae021, https://doi.org/10.1093/ismeco/ycae021