Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Statt der kleinen Bioläden der 1980er-Jahre, in denen nur "Müslis" und "Ökos" einkauften, sind Biosupermärkte jetzt überall - und Bioprodukte kauft gefühlt jeder. Die Landwirtschaft ist am Rande der Gesellschaft angekommen. Landwirtschaft zu betreiben und davon auch zu leben, wird immer schwieriger, fast egal, ob bio oder konventionell. Höfe kann man eigentlich nicht mehr auf-, sondern nur noch zumachen, auch Biohöfe. Die Realität auf den Äckern ist so weit weg von unserem urbanen Alltag, dass wir auf die Medien angewiesen sind. Und in den Medien kommt die Landwirtschaft plötzlich wieder vor - als ökologisches Problem. Sie soll jetzt weniger Stickstoff ins Grundwasser einbringen, methanausstoßende Kühe abschaffen und ein Fünftel der Ackerfläche renaturieren. Das kann nur gut sein – oder? Für wen eigentlich? Wo kommt unsere Nahrung dann stattdessen her, und was für Nahrung?
Hundert Jahre nach der Impulsierung der Biologisch-dynamischen Anbaumethode durch Rudolf Steiner fragen zwei erfahrene Demeterleute, wo die Landwirtschaft steht und welche Wege vielleicht doch in die Zukunft führen – in einer globalen Perspektive und in einer regionalen.
9:30 Uhr
Ökologie versus Ernährung: Schadet Landwirtschaft dem Planeten?
Jean-Michel Florin, Leiter der Landwirtschaftlichen Sektion am Goetheanum (CH)
Entweder Ökologie oder Ernährung! Ein neues Narrativ wiederholt uns, dass wir uns zwischen Umweltfreundlichkeit und billigem Essen entscheiden müssen. Der CEO von Syngenta behauptete sogar, dass der Biolandbau für den Hunger in Afrika verantwortlich sei. Aber ist es nicht umgekehrt? Um diese Frage zu klären, müssen wir zuerst die spezifische Natur der Landwirtschaft verstehen, die keine Industrie ist, sondern eine Co-Kreation mit Pflanzen und Tieren, zwischen der Erde und dem Himmel. Möglich ist es, gesunde „landwirtschaftliche Organismen“ zu schaffen, gute und nahrhafte Lebensmittel zu produzieren und zugleich gesunde, harmonische Landschaften zu gestalten. Eine solche Landwirtschaft wird bereits seit 100 Jahren erfolgreich praktiziert. Taugt das Modell Demeter auch im 21. Jahrhundert?
11:30 Uhr
Ist Ökolandbau noch zu schaffen?
Joel Siegel, Demeter-Landwirt auf dem Naturgut Hörnle in Schallstadt-Mengen
In den Köpfen wird es grün, auf den Äckern wird es dunkel… Wie steht es im ökologischen, nachhaltigen, regionalen Anbau rund um die Ökostadt Freiburg? Womit hängt es zusammen, dass Regulierungen im Namen von Klimaschutz und Ökologie nicht nur konventionelle Landwirte zur Verzweiflung bringen? Könnte es auch anders gehen? Als idealistischer Praktiker erklärt Joel Siegel, wo er Ansätze und Chancen sieht.
Eintritt frei, Spenden willkommen