Landwirtschaftssysteme sind so vielfältig wie die Landschaften, in die sie sich einbetten. Anil Shrestha und David Horwitz erarbeiten in dieser aktuellen Studie einen Überblick zur Vielfalt der biologisch basierten beziehungsweise «unkonventionellen» Landwirtschaftssysteme. Das Ziel ist, Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen, ohne die einzelnen Systeme bewertend zu vergleichen.
Die Grüne Revolution führte seit den 1960er-Jahren zu einer deutlichen Erhöhung der Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssicherheit. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist eine drastische Zunahme von Monokulturen, Bodendegradation und sozialen Ungleichheiten im gleichen Zeitraum, gepaart mit einer beispiellosen Abnahme der biologischen Vielfalt. Infolgedessen wurde der Bedarf an ökologisch nachhaltigen Landwirtschaftssystemen immer grösser. Die Alternativen zur konventionellen Landwirtschaft werden immer zahlreicher.
Für die vorliegende Studie wurden die folgenden nicht-konventionellen Landwirtschaftssysteme betrachtet:
- Agroökologie: Integration von Forschung, Bildung und sozialen Strömungen nach den Prinzipien der Ökologie.
- Regenerative Landwirtschaft: Fokus auf die Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit anhand ökologischer Methoden.
- Ganzheitliches Management: Nutzung von Weidesystemen zur Verbesserung von Böden sowie der sozialen und wirtschaftlichen Gesundheit von Gemeinschaften.
- Kohlenstofflandwirtschaft: Fokus auf die Erhöhung der Kohlenstoffspeicher im Boden, oft in Verbindung mit CO2-Zertifikaten.
- Biologische Landwirtschaft: Zertifiziertes System, welches auf synthetische Pestizide und Düngemittel verzichtet und den Humusgehalt im Boden erhöht.
- Permakultur: Auf Kreislaufwirtschaft basierendes System welches versucht, natürliche Ökosysteme nachzuempfinden.
- Biodynamische Landwirtschaft: Holistischer Ansatz mit Fokus auf die Nutzung natürlicher Ressourcen und vorhandener Biodiversität zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit.
- Konservierende Landwirtschaft: Minimierung der Bodenbearbeitung mit dem Ziel, die Biodiversität zu fördern und vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen.
Den Studienautoren geht es hierbei nicht darum, welches dieser Systeme das Beste ist. Alle der genannten Landwirtschaftssysteme fördern den Umweltschutz sowie die Gesundheit von Boden, Pflanze und Tier, bei einer gleichzeitigen Verringerung externer Inputs. Sie minimieren den Einsatz von Chemikalien, nutzen wann immer möglich natürliche Ressourcen, und erhöhen sowohl die Bodenfruchtbarkeit als auch die Biodiversität. Somit tragen sie dazu bei, die Nahrungsmittelproduktion nachhaltig und ressourcenschonend zu gestalten.
Kommentar
Eine zentrale Frage ist, ob diese «unkonventionellen» Landwirtschaftssysteme in der Lage sind, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Dass die derzeitige konventionelle Landwirtschaft nicht nachhaltig mit den vorhandenen Ressourcen umgeht und beispielsweise die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit verringert, steht jedoch ausser Frage. Somit ist es langfristig unvermeidbar, die Ernährungssicherheit auf Systeme abzustützen, welche nachhaltig funktionieren, und nicht bloss kurzfristig. Der biodynamischen Landwirtschaft kommt als ältester Vertreterin der aufgezählten Methoden in zweierlei Hinsicht eine besondere Rolle zu: Erstens als Pionierin nachhaltiger Landwirtschaft in der Moderne, zweitens als Brückenbildnerin zwischen den materiellen Aspekten der Nahrungssicherheit und den philosophisch-geistigen Ansätzen der Ökologie.
Quellen und weiterführende Links zu diesem Artikel
- Originalstudie: Shrestha, A., Horwitz, D. Variations and Commonalities of Farming Systems Based on Ecological Principles. Crops 2024, 4, 288-307.
https://doi.org/10.3390/crops4030021 - Wikipedia: Grüne Revolution