Gerade im Bio- und Demeter-Bereich kommt es aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen oft zur Zusammenarbeit zwischen Partnern aus Industrienationen und Partnern aus dem globalen Süden. Dabei kommt der Impuls für eine Umstellung oft von den Abnehmern im Norden.
Ein Beispiel dafür ist das Projekt Limbua, das von Matti Spiecker gegründet wurde und das mittlerweile mit 5’000 Kleinbauern in Kenia zusammenarbeitet und dabei auf Transparenz gegenüber Produzenten und Kunden setzt (www.limbua.de). Über eine eigene Stiftung wird sowohl in der Umweltbildung an den Schulen in Kenia gearbeitet als auch Trainings für Bauern durchgeführt.
Ein anderes Beispiel ist das kirchliche Projekt Karmuhil. Anfangs des neuen Jahrtausends litten kleine Farmen und landlose Bauern in Indien unter Trockenheit. Hunger war die Folge. Es brauchte eine resiliente Landwirtschaft. Im Projekt Karmuhil wurde deshalb die biodynamische Landwirtschaft eingeführt. Versuchsweise wurden 2004–2009 Duftpflanzen angebaut und ätherische Öle extrahiert. Der Versuch war erfolgreich. Heute verkauft das Projekt ätherische Öle in Indien und im Ausland.
So unterschiedlich beide Projekte sind, ist beiden gemeinsam, dass Sie überwiegend auf die europäischen Märkte abzielen und auch die finanziellen Mittel in der Startphase oft aus Europa kamen. Im Fall von Limbua von Freunden und der Familie, im Fall von Karmuhil vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Kirche.
Im Workshop wurde nun anhand der Beispiele versucht zu klären, welche Faktoren für den Erfolg dieser Geschäftsmodelle verantwortlich sind. Es kristallisierte sich heraus, dass der Erfolg in der Startphase ganz wesentlich von den Gründungspersönlichkeiten abhängt. Es braucht auf jeden Fall initiative Persönlichkeiten mit vielfältigen Fähigkeiten, die unternehmerisch denken und gleichzeitig die Sache in den Mittelpunkt stellen müssen. Das Wichtigste ist nicht der eigene persönliche Erfolg, sondern das Wohlergehen der im Projekt integrierten Bauern und Bäuerinnen; weiter braucht es von den Initianten umfassendes ökonomisches und ökologisches Wissen, Sachverstand und eine hohe Sozialkompetenz.
Da viele dieser Initiativen mit Partnern aus dem Norden zusammenarbeiten, gibt es viele Dinge, die beachtet werden müssen. Zum einen benötigt die Entwicklung meist viel mehr Zeit, als man vorab erwartet. Zum anderen ist die Bereitschaft von beiden Seiten, sich auf die kulturellen Unterschiede des jeweils anderen einzulassen, eine Grundvoraussetzung, die häufig unterschätzt wird. Denn das Ziel sollte ja in jedem Fall sein, keine einseitigen Abhängigkeiten zu generieren oder diese – wenn sie aufgrund der unterschiedlichen Finanzkraft der Partner unumgänglich sind – möglichst schnell wieder zu beseitigen.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage aufgeworfen, ob die Bio-Bewegung in einigen Bereichen nicht Züge eines «Bio-Kolonialismus» zeigt. Diese Frage verdient sicher eine genauere Betrachtung, da die Vorgaben, wie Bio definiert wird, tatsächlich immer aus dem Norden kommen und es sicher Akteure gibt, die nicht auf Augenhöhe arbeiten wollen.