Das 8. Treffen für den südlichen biodynamischen Weinbau fand von 25. bis 27. Oktober 2018 im Weingut «Viña Matetic» in Chile statt. Es gab dabei geführte Gesprächsrunden mit Jean-Michel Florin, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum, an denen die führenden Produzenten im biologischen und biodynamischen Weinbau in Lateinamerika teilgenommen haben.
Das Jahresthema zum Treffen 2018 war «Neue Richtungen für den Traubenanbau». Der gastgebende Weinbaubetrieb Viña Matetic, der in den Tälern von Casablanca und San Antonio in der Region Valparaíso beheimatet ist, gehört zu Chiles zukunftsweisenden Betrieben im biologischen und biodynamischen Weinbau.
Mehr als 100 Weinbauern aus Argentinien, Peru, Ecuador, Griechenland und Chile nahmen an dieser Veranstaltung teil, an der so wichtige Themen besprochen wurden wie der goetheanistische Ansatz im Weinanbau; die zukünftige Ausrichtung der biodynamischen Landwirtschaft für den Weinbau; der Wein: seine Strukturen, Beziehungen und sein beispielhafter Wandel; und weitere Themen.
«Das ist mein erster Besuch in Chile und ich kann kaum glauben, wie viele Menschen hier zusammengekommen sind. An diesem erfahrungsreichen Treffen bei Viña Matetic haben wir gesehen, wie wir die Sorge für unsere Erde durch biodynamischen Weinbau verbessern können. Wir hatten dort die Möglichkeit, in viele Aspekte Einblick zu erhalten, wie zum Beispiel Landschaftsdesign, die Einbeziehung von Tierhaltung oder das Engagement der beteiligten Menschen», erklärte Jean-Michel Florin, weltweit führender Experte im biodynamischen Weinbau.
Florin leitete die morgendlichen Plenumstreffen mit Diskussionen über biodynamische Konzepte, die wichtig sind für den Weinanbau gemäss den Prinzipien und der Philosophie von Rudolf Steiner. So stellte er zum Beispiel die Idee vor, die Perspektive von der «landwirtschaftlichen Ausbeutung» hin zu einem «Agroökosystem, das den Kreislauf der Substanzen schliesst» zu wandeln. Er führte die Gruppe dazu, alle Elemente in einem Agroökosystem zu beobachten, um den lebendigen Raum in jedem dieser Elemente zu entdecken, der ihre jeweilige Individualität erst zum Ausdruck kommen lässt. Er erklärte weiter, dass auf diese Weise jegliche Spezies ihr Gleichgewicht mit den anderen findet und dabei den bestmöglichen Ertrag hervorbringt, um eine Landschaft in Harmonie mit Menschen, Natur und dem Kosmos zu erhalten. Damit führte er über zu Konzept und Praxis des landwirtschaftlichen Organismus, ein Pfeiler der biodynamischen Landwirtschaft, und zur Erforschung des «genius loci», wonach jeder Ort zwischen Himmel und Erde einen spezifischen Geist hat, ein einzigartiges Merkmal ganz für sich selbst.
Florin sprach auch über die Möglichkeiten, den landwirtschaftlichen Organismus gesund zu halten, seine Gesundheit zu stärken, unter Zuhilfenahme des Konzepts und der praktischen Umsetzung der «Salutogenese». Dann nahm er die Teilnehmenden mit auf einen «Weg der Weisheit» zu den sechs medizinischen Heilpflanzen, deren besondere Eigenschaften sie in der biodynamischen Landwirtschaft so wichtig machen: Kamille, Eiche, Brennnessel, Baldrian, Schafgarbe und Löwenzahn. Sie alle können für biodynamische Präparate und den Kompost verwendet werden.
Zum Schluss schlug Jean-Michel Florin vor, an vier Aspekten zu arbeiten, um den Weinbau weiter zu verbessern. Erstens: das Anbaugebiet mit dem Kosmos in Verbindung bringen; zweitens: an der Regenerierung des Weins selbst arbeiten (seine Lebendigkeit erhalten); drittens: sich der Sensibilität des Weins in Bezug auf die lokalen Umgebungsverhältnisse bewusst werden; und viertens: die soziale Komponente unserer Initiativen stärken. Mit diesen Inputs wurde den Teilnehmenden ein Einblick in die Arbeit auf dem Weingut Viña Matetic ermöglicht, mit biodynamischen Präparaten, Weinstöcken und Blaubeeren, Tierhaltung, und natürlich Weinanbau an sich, wobei auch das fertige Ergebnis der Viña Matetic EQ line mit seinen biologischen und biodynamischen Weinen probiert werden konnte.
An dieser dreitägigen Veranstaltung hatten die Weinbauern und Produzenten auch die Möglichkeit, bei Aktivitäten wie Malen, Singen und Eurythmie, die von Waldorflehrern angeleitet wurden, neue Ideen zu biodynamischer Landwirtschaft auszutauschen. Diese Aktivitäten ermöglichten es den Teilnehmenden auch, ihre Verbindung zur anthroposophischen Philosophie durch Sprache, Bewegung und Kunst zum Ausdruck zu bringen.
Am Ende der Veranstaltung stand der Ausblick auf das 9. Treffen für südlichen biodynamischen Weinbau, das im November 2019 in Mendoza, Argentinien in der Bodega Superuco, die vom argentinischen Weinbauern Matías Michelini geleitet wird, stattfinden wird. Mit der beeindruckenden Landschaft auf den Wegen durch die Anden wird dies ein faszinierender Ort für das nächste Treffen sein.
Cristian Gwinner von ViñaMatetic