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  1. Sección de Agricultura
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Festivitäten zu 100 Jahren Biodynamik in Neuseeland und Australien

Creado por Ueli Hurter | 04.06.2024 |   News
Ueli Hurter wurde vom 1. bis 16. Mai 2024 als Gastredner zu verschiedenen Jubiläumsveranstaltungen in Australien und Neuseeland eingeladen. Wie sich die Biodynamik in «Down Under» in den vergangenen Jahren entwickelt hat und vor welchen Herausforderungen sie zurzeit steht, zeigt der folgende Reisebericht.

Neuseeland

Nach ersten Treffen und Besuchen war der offizielle Start der Festlichkeiten am 3. Mai 2024 am Morgen um 6 Uhr: Vor Sonnenaufgang bei frostigen Temperaturen um 0°C versammelten sich ca. 50 Personen bei einem Ritualplatz der Maori. Während der südliche Sternenhimmel, der uns von einem Maori-Navigator erläutert wurde, verdämmerte und die Sonne in dramatischen Farben durch den Morgennebel der Flussmündung und des nahen Meeres aufging, erlebten wir eine einstündige Begrüssungszeremonie mit Erzählungen, Gesang, Geschenken und der rituellen Begrüssung, in der sich Stirne und Nasenspitze berühren. Ein tief berührendes Erlebnis, kommt es doch in dem so geöffneten spirituellen Raum zu einer gegenseitigen Anerkennung des indigenen, durch die Ahnen-Reihe ermöglichten Verbunden-Seins mit Erde und Himmel und der Biodynamik, die diese Elemente wieder aufnimmt, jetzt aber in einer aus der Zukunft gestifteten Form, getragen vom frei verantwortlichen Menschen.

Die grosse Hohepa-Gemeinschaft mit einigen Hundert Mitarbeitenden unter der Leitung von Santiago De Marco, die mit dem Spruch «Each live fully lived» ihre Betreuungsarbeit für Menschen mit Assistenzbedarf zum Ausdruck bringt, richtete ein ganztägiges reichhaltiges Fest zu 100 Jahren Biodynamik aus. Teilweise fand es im Kongresszentrum, unter anderem mit einem Beitrag des Staatssekretärs für Umweltfragen, teilweise auf dem grossen Campus mit Hofkäserei und Gärtnerei statt. Auf diesem Gelände wurde auch gemeinsam ein Präparat gerührt und ausgebracht. Die Nähe zu den Geburtsmomenten im Juni 1924 der beiden Impulse für die Pflege der Erde und die Pflege aller menschlichen Biografien (Heilpädagogischer Kurs) wird hier nach hundert Jahren täglich gelebt und ist eine wesentliche gemeinschaftsbildende Kraft.

Am 4. Mai war die Jahresversammlung der neuseeländischen Anthroposophischen Gesellschaft in der Steinerschule mit gut 100 Teilnehmenden. In meinem Eröffnungsbeitrag griff ich die aktuelle globale ökologische, soziale und kulturelle Krisensituation anhand dreier Dimensionen der Bodenbildung auf: erstens anhand des Aufbaus von Bodenfruchtbarkeit in der Landwirtschaft, zweitens der Erarbeitung von sozial tragfähigem Grund in den polarisierten Gesellschaften, in denen wir leben, und drittens anhand der Pflege des seelischen Bodens, damit Seelenruhe und innerer Mut wachsen können. Mit Michelle Vette, der Landesvertreterin von Neuseeland, waren wir gerade die Woche davor in dem grossen Kreis der Landesrepräsentant:innen und der anschliessenden Generalversammlung der AAG am Goetheanum zusammen gewesen, weshalb wir versuchten, etwas von dem dort Erarbeiteten den Mitgliedern zu vermitteln. Die Fachsektionen der freien Hochschule leben stark am Goetheanum und die Frage ist, wie man auch in den Ländern die forscherische und entwickelnde Arbeit in den Fachgebieten so fassen und leben kann, dass dadurch Zukunftsfähigkeit für die Anthroposophie entsteht. Dieser Impuls wurde aufgenommen und wird weiterentwickelt.

Am dritten Tag folgte die Jahrestagung des biodynamischen Vereines von Neuseeland. Auch dieses Treffen war mit ca. 100 Menschen gut besucht. Die Biodynamik hat eine lange Geschichte in Neuseeland und hatte vor 25 Jahren eine Blütezeit. Inzwischen ist das Leben auf den Höfen sozial und wirtschaftlich so hart, dass die Anzahl der Höfe abnimmt. Neuseeland produziert Nahrung für 40 Millionen Menschen bei einer eigenen Bevölkerung von 5 Millionen. Durch den massiven Export wurden die Grenzen ganz geöffnet und die Weltmarktpreise sind nahezu die gleichen Preise wie für die neuseeländischen Bäuerinnen und Bauern. Die gemeinsamen biodynamischen Vermarktungsinitiativen waren zu schwach ausgebildet, als dieser Tsunami kam, und so gibt es heute nur den Weg über die Direktvermarktung.

Eine Reihe von Veteran:innen erzählten die Geschichte der Biodynamik in Neuseeland. So hörte ich, dass die biodynamische Konferenz 1945 vom damaligen Landwirtschaftsminister eröffnet worden sei und er beabsichtigte, die Biodynamik als Grundlage für die Landwirtschaft in Neuseeland zu etablieren. Das hat sich nicht realisiert. Aber mit Peter Proctor und Hans Mulder haben zwei Neuseeländer die Biodynamik nach Indien und in viele asiatische Länder gebracht. Heute lebt der Impuls vor allem bei Menschen, die um ihr Haus herum ein Stück Land pflegen, und natürlich – wie in vielen Ländern – bei den Winzer:innen, wo auch neuer Enthusiasmus spürbar ist.

Australien

Australien ist ein riesiges Land und die Australier:innen sind Menschen, die immer wieder Abstand zwischen sich erzeugen. Das heisst, es gibt keine einheitliche biodynamische Bewegung, sondern eine, die aufgrund von Brüchen und Konflikten sehr vielfältig ist. Für die Organisation meines Besuches war das eine Herausforderung, denn an eine gemeinsame Konferenz war nicht zu denken. Mark Patton hat es geschafft, die Tour so zu organisieren, dass alle Gruppen und Orte berücksichtigt worden sind. Dazu bildete er eine Zoom-Gruppe, die sich regelmässig über Monate besprach und um die wenigen verfügbaren Tage feilschte. Mark nannte sie lachend eine Gruppe von Rebell:innen, in dem Sinne, dass alle schon Vorstandsmitglieder waren, den Vorstand dann aber verlassen mussten. Ich kann nicht alle Personen, die sich an den fünf Orten für die Organisation, die Logistik und die Unterbringung eingesetzt haben, mit Namen nennen, aber es war ein grossartiges Zusammenspiel! So umfasste die Tour schliesslich Aufenthalte in Melbourne, Tasmanien, Sydney, Brisbane und Adelaide, teils mit minutengenauen Programmen!

Melbourne und Viktoria

Am Montagmorgen, 6. Mai, um 8 Uhr traf ich mich am Flughafen von Melbourne mit Lynton Greenwood und Peter Podolinski als Vertreter der Podolinski-Gruppe. Wir fuhren zum Gemüseanbaubetrieb von Darren Atkins, wo wir diesen und Anna Hawkins trafen, und schauten die Praxis detailliert an. Wir kamen in einen offenen, wertschätzenden Austausch.

Um diese Begegnung kontextualisieren zu können, muss man Folgendes Wissen: Alex Podolinski war ab den späten 1950er-Jahren ein prägender Pionier der Biodynamik in Australien, er perfektionierte die Arbeit mit den Präparaten und legte den Schwerpunkt auf den Hornmist (500), später präparierten Hornmist (500p). Die Präparate sollen feucht bis kolloidal sein. Für das Rühren entwickelte er neue Maschinen, die einen intensiven Strudel erzeugen. Die Ausbringung auf grossen Flächen wurde möglich. Es ist vielfach bezeugt, dass der Boden sich in ein bis drei Jahren völlig veränderte, dunkel und durchlässig wurde. Ein Dokumentarfilm über seine Arbeit im Fernsehen machte Furore, und einige grosse Farmen stellten auf biodynamischen Anbau um. Schon in den 1970er-Jahren wurden 130'000 Hörner gefüllt. Die Kehrseite dieser Erfolge war ein Bruch mit vielen Kolleg:innen und Organisationen, die nicht genau nach den Angaben von Alex Podolinski arbeiteten. Das Demeter-Logo wurde für das Institut von Podolinski registriert und war damit nicht mehr für alle Biodynamiker:innen verfügbar. Alex Podolinski reiste oft nach Europa, vertrat dort seinen Ansatz und kritisierte andere. Bei der Gründung von Demeter International 1997 kam es zum Bruch, sodass die Gruppe um Podolinski nicht dabei war. Trotz vieler Bemühungen konnte dieser Bruch zur Lebenszeit von Alex Podolinski nicht mehr gekittet werden.

So war nun mein Besuch, fünf Jahre nach seinem Tod, ein erster Versuch einer gegenseitigen Annäherung. Wir schafften einen echten Dialog, jeder hörte, was der andere sagte, eine menschliche Brücke wurde gebildet, aber zu einer Annäherung in der Sache kam es nicht. Die Kontakte, insbesondere mit der Biodynamic Federation Demeter International sollen aufrechterhalten werden, das ist schon viel. Ich vertraue darauf, dass die Kraft des 100-jährigen Jubiläums auch hier fruchtbar wirken wird.

Peter Podolinski, der Sohn von Alex, hat mir den Hof in Powollton gezeigt, das Zentrum ihrer Arbeit und der Ort, wo bis heute die Präparate gemacht werden. Ich anerkenne diese Geste der Transparenz als Grundlage einer kommenden Vertrauensbildung.

Nach dem Tag mit der Podolinski-Gruppe und den Besuchen verschiedener Orte in Viktoria fanden am Dienstagvormittag Vorträge im Michael-Center statt, mit Mark Patton und Steve Kapolic. Darauf folgte ein Besuch im Community-Garten, wo auch eigenes Saatgut erzeugt wird, und am Abend gab es einen Vortrag im Zweig. Das Thema war «Der Landwirt als Priester auf seinem Land». Dies nutzte ich als Gelegenheit, um dem Landwirt die volle geistige Souveränität für sein Handeln zuzusprechen, denn aufgrund des Direktbezugs zur Lebenswelt steht er in der Letztverantwortung gegenüber der Erde und der Natur.

Hobart und Tasmanien

Tasmanien ist eine südlich vorgelagerte Insel mit der Hauptstadt Hobart und einer vielfältigen, oft noch wilden Natur. Der Himmel war verhangen und es gab immer wieder leichten Regen. Der biodynamische Verein von Tasmanien organisierte ein dreitägiges Fest zu 100 Jahren Biodynamik, und so fuhren wir gleich zur Versammlung. Wir feierten bei einer Familie, die über 1,5 ha Land verfügt, das sie mit verschiedenen Gärten, Versammlungsorten und Landschaftselementen gestaltet. Solche Situationen sah ich öfters in Australien: Mit Freund:innen wird um das Wohnhaus eine Art Gartenpark gestaltet mit Elementen aus der Permakultur, der Biodynamik und auch als Spiel- und Erfahrungsgelände für die Kinder. Vor dem Essen wurde eine Rauchzeremonie durchgeführt, angeleitet von einem Angehörigen der Aborigines. Der Rauch besänftigte die Geister des Ortes und reinigte die Seelen der Beteiligten, sodass es zu einer heilsamen Begegnung mit der Natur kommen konnte. Für die Aborigines, die in einer grossen Vielzahl von Stämmen über viele Jahrtausende die australische Landschaft geformt und bewohnt haben, ist es wichtig, dass eine intensive menschliche Hinwendung und Verbindung mit «dem Busch» gelebt wird. Die Landschaftsgeister brauchen das und die Wissenden können das am Verhalten der Tiere ablesen. Ausdrücklich wurden wir aufgefordert, dies auch zu tun – es braucht alle Menschen, nicht nur die Aborigines. Der Radiosender von Tasmanien wollte ein Direktinterview mit mir, was wir per Handy bewerkstelligten. Ich war verblüfft, wie gut sich der Reporter mit der Biodynamik auskannte, sodass er richtig gute Fragen stellte. Am Abend war ein öffentlicher Vortrag an der Universität mit zirka 100 Besucher:innen. Brian Keates, der seit Jahrzehnten astronomische Forschung betreibt und einen Kalender für die südlichen Länder herausgibt, war auch dabei und wir bestritten den Abend zu zweit. Er sprach von den über 10 Millionen Sonnen-Rhythmen, die bis jetzt schon entdeckt sind, von der Entmaterialisierung des Denkens beim Eintauchen in die kosmischen Rhythmen und von den unbegrenzten zukünftigen Möglichkeiten, die er für die Biodynamik, insbesondere die Präparate, sieht. In meinem Beitrag versuchte ich, die Anthroposophie als Wissenschaft im Verhältnis zum indigenen Wissen der Aborigines zu verorten. Und nach einem Blick auf das Geschehen in Koberwitz vor 100 Jahren ging ich auf den aktuellen Klimawandel und auf das vielschichtige Wesen des Kohlenstoffes ein. Für die Nacht war ich Gast in dem fantastischen Haus von Cole und Jane Bradshow.

Am nächsten Morgen fuhren wir auf steilen Naturstrassen in die Hügel zu einer biodynamischen Kräuterfarm. Weiter unten im Tal wäre diese Kräuterproduktion nicht möglich, weil über viele Jahre Obstbau mit arsenhaltigen Mitteln und DDT betrieben wurde, weshalb massive Rückstände vorhanden sind. Alle Präparate-Pflanzen wurden ausführlich gezeigt und als Heilpflanzen besprochen. Auch wurde erklärt, wie sie angebaut werden. Die Kräuter werden am Ort getrocknet und es werden alkoholische Auszüge hergestellt, beides wird in der Stadt in einem eigenen Laden verkauft. Dann folgte ein Mittagessen in einem eigens für diesen Anlass mit Zelten errichteten Waldrestaurant. Einige Familien hatten Geld zusammengelegt, eine gemeinnützige Organisation gegründet und ein grösseres Stück Land gekauft. Jetzt sollen da auch Häuser gebaut werden und eine Wohn- und Lebensgemeinschaft entstehen. Das gab mir die Möglichkeit, von unserer Struktur und Arbeit in L’Aubier zu erzählen. Dabei wurde deutlich, wie die Frage der Gemeinschaftsbildung gerade am Beispiel des nicht veräusserbaren Bodeneigentums wesentlich zum biodynamischen Impuls gehört.

Dieses Thema nahm ich zum Abendvortrag in der Universität mit und erläutere die Grundprinzipien der Land-Wirtschaft und wie man in der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten kann, so wie wir das im Wirtschaftskreis der Sektion über die Jahre erarbeitet haben. Am nächsten Vormittag gab es in der Schule ein Treffen mit den engagierten Menschen des biodynamischen Vereines von Tasmanien unter der Leitung von Trevor Crowe, wo Ideen und Initiativen eingebracht wurden für die zukünftige Entwicklung. Eine grosse Kraft war im Raum spürbar, und ich bin mir sicher, dass man von dem etwas abgelegenen Tasmanien noch hören wird in der internationalen biodynamischen Bewegung. Bis anhin war noch gar nicht bekannt, dass es dort einen aktiven Verein gibt.

Sydney und New South Wales

Biodynamics Sydney – mit Diane Watkin – hat eine grossartige Jahrhundertkonferenz angekündigt, so machte ich mich auf einen grossen Anlass gefasst. Tatsächlich war es dann die kleinste Veranstaltung von allen, denn während der verregneten Tage in der Grossstadt waren nur wenige Besucher:innen anwesend. Trotzdem war ein Reigen von Referent:innen da, die über Ernährung, Gesundheit, die Arbeit in Zentralaustralien an der Pflege der heimischen Vegetation mit den Aborigines, die Gefahren der synthetisch erzeugten Nahrungsstoffe, die neuesten Forschungsergebnisse zur grossflächigen Landschaftsgestaltung als Klimaschutz unter Einbeziehung von biodynamischen Prinzipien und über urbane Landwirtschaft sprachen. Auch die guten Kontakte zur Stadtpräsidentin von Sydney wurden erwähnt, sie konnte aber nicht dabei sein. Dies zeigte deutlich, wie riesig der Bedarf und das Potenzial für die Biodynamik in den Städten ist. Von den Balkonpflanzen über die Hinterhöfen bis zu den Grünflächen und Parks gäbe es Möglichkeiten für die Stadtbewohner:innen, um eine Beziehung zum Lebendigen zu entwickeln: durch Saatguttausch, gemeinschaftliches Kompostieren usw. Die Gruppe in Sydney ist mit grossem Einsatz tätig. Bei unverhofftem Sonnenschein ergab sich zum Abschluss eine Stadtrundfahrt mit Fototermin beim weltbekannten Opernhaus und einem städtischen Sandstrand, wo die hohen Wellen aus dem grossen Ozean die Surfer:innen zu akrobatischen Einlagen herausfordern. Die Geschichte der Entdeckung und Besiedlung Australiens als Teil des British Empire mit allmählicher Ablösung von der englischen Krone und der Tragik des «historischen Irrtums» der Kolonialzeit wurde anschaulich. Australien erscheint mir als ein Land, das in seiner Sozialgestalt noch ganz im Werden ist.

Brisbane und Queensland

In Brisbane gelandet, atmete ich frische Luft, unter offenem Abendhimmel fuhren wir an der Skyline der City vorbei in die bewaldeten Hügel der Umgebung. Der genaue Zeitplan wurde perfekt eingehalten. Peter Kearney ist als Finanzverantwortlicher im Vorstand des australischen biodynamischen Vereines BAA. Es gibt ca. 600 Mitglieder, 8'500 Personen erhalten den Newsletter, auf dem Sekretariat arbeiten vier Personen, es werden Präparate hergestellt und verkauft. BAA ist eine Art Konkurrenzorganisation zur AAA, dem Podolinski-Verein. Peter hat nun gerade die Aufnahme von BAA bei BFDI beantragt, und so ist zu hoffen, dass die Blockade, die seit vielen Jahren besteht, überwunden wird und Australien wenigstens durch eine Organisation in der internationalen Familie der biodynamischen Organisationen präsent ist.

Wir waren auf dem Campus einer Steinerschule angekommen und mein Vortrag fand in der Eurythmieschule statt, die sich hier mutig ihre Existenz erkämpft. Die Besucher:innen kamen aus der weiteren Umgebung, gut hundert an der Zahl. Das Thema, das ich auf dem Programm hatte, ist geändert worden. So ergab sich aus dem nahen Kontakt mit den Zuhörenden ein Gespräch darüber, dass der Landwirtschaftliche Kurs Rudolf Steiners Wissenschaft und Freiheitsphilosophie integriert und eine Spiritualität eröffnet, die postmateriell zu verstehen ist. Der Kurs betont die geistige Souveränität des Landwirtes, die auf Eigenbeobachtung und Eigendenken beruht. Das ist etwas ganz anderes als ein träumendes Eintauchen in die Natur. Am Beispiel des Kohlenstoffes erläuterte ich die Stufen von physischer, lebendiger, seelischer und geistiger Realität und schlug damit eine Brücke zur aktuellen Klimathematik. Die Zuhörer:innen fühlten sich inspiriert durch diese Art der Betrachtung und viele herzliche Begegnungen ergaben sich im Anschluss.

Dann ging die Fahrt noch richtig lange in den Norden zur Übernachtung im Haus von Paul Martin. Als ich am anderen Morgen aufwachte, war ich mitten in subtropischer Vegetation, und es war so warm, dass wir draussen frühstückten. Von der Höhe des Hügelzuges hatten wir einen atemberaubenden Blick auf das abfallende Gelände bis zur Küste und auf den unendlich weiten Ozean. Beinahe am Sandstrand dieser Sonnenküste ist eine Steinerschule. Die oberen Klassen wurden im grossen Saal zusammengerufen, damit wir nach einer Darstellung der Biodynamik zusammen über die Erde, das Klima und die damit einhergehenden Aufgaben von uns Menschen diskutieren konnten. Es war ein sehr schönes Erlebnis, wie wir über die Generationengrenze hinweg in einen angeregten Austausch kamen und die gemeinsame Verantwortung richtig spürbar war im Raum. Schon anfangs Nachmittag war ich wieder im Flugzeug nach Adelaide.

Adelaide und South Australia

Es war unglaublich; wieder stand jemand bereit, extra für mich, er führt mich ein in die Gegend, mit einem Besuch auf einem Hof, wo ich einem ausgewanderten Schweizer Biodynamiker begegnete. Und ich durfte Gast sein im Lehmhaus von Simon Martin mit verwunschenem Garten. Morgens war ein straffes Programm mit Besuchen bei verschiedenen Leuten rund um den Mount Parker, die höchste Erhebung im hügeligen Hinterland von Adelaide, angesagt. Wir waren in einer Steinerschule verabredet, wo die Oberstufenschüler:innen von zwei Schulen einen gemeinsamen Tag verbrachten. Wir sprachen insbesondere über das Thema Klima, das für viele ein konkretes Erlebnis wurde, als während der letztjährigen Buschfeuer einige Quartiere evakuiert werden mussten. Wieder hatte ich – wie am Vortag – einen Austausch mit den Schüler:innen. Wir sprachen über das Essen und wie wir mit der Wahl unserer Lebensmittel direkt unseren ökologischen Fussabdruck beeinflussen können. Ich versuchte zu zeigen, dass es eigentlich nicht nur darum geht, unseren Fussabdruck zu verkleinern, sondern einen für die Erde und die Natur positiven Fussabdruck zu hinterlassen, im Sinne einer Partnerschaft von Mensch und Erde.

Am Nachmittag war «Field Day» auf einem biodynamischen Hof mit Weinbau, Marktgemüse und Tierhaltung. Es kamen über 100 Menschen aus der weiteren Umgebung, eine grosse Zusammenkunft. Im Rahmen einiger Referate, die die Geschichte dieses Ortes, der regionalen Präparate-Gruppe und auch die Geschichte der biodynamischen Bewegung in Australien darstellten, erzählte ich, dass es die gemeinsamen Feldbegehungen seit den ersten Jahren des in Koberwitz vor 100 Jahren begründeten Versuchsringes gibt. Damit wird über Generationen ein Format gepflegt, das ein Kernstück der Praxisforschung darstellt. So hat die biodynamische Bewegung als forschende und lernende Bewegung ihre Erneuerungskraft gepflegt. Als Zweites ging ich auf die Resultate des wissenschaftlichen DOK-Versuches aus der Schweiz nach 45 Jahren ein. Im Vergleich der Varianten D = dynamisch, O = organisch und K = konventionell kann die dynamische Variante ihr Profil als bodenaufbauendes, ressourceneffizientes und klimapositives Ackerbausystem deutlich zeigen. Beim Rundgang über den Hof zog ein Adler aus dem Reservat am Mount Parker seine Kreise über uns.

Nach einem Abendessen mit Mitgliedern des Vorstandes des anthroposophischen Zweiges von South Australia gab es ein Treffen mit knapp 20 Mitgliedern, wo ich von der Arbeit am Goetheanum berichtete und die Arbeit in den Sektionen betonte. Wieder erlebte ich, wie das Leben in der anthroposophischen Gesellschaft rückwärtsgewandt ist, von älteren Menschen getragen wird und mehr in den Büchern der Bibliotheken als in den aktuellen Aktivitäten repräsentiert ist. Auch die Anthroposophische Gesellschaft ist ja 100-jährig, sie ist da mit einer weltweiten Mitgliedschaft und intakten Arbeitsstrukturen, aber sie braucht frische geistige Luft. Es folgte ein Abendvortrag in Adelaide, wo ich mit dem U-Prozess versuchte, die Vergangenheit in die Zukunft zu transponieren anhand der Nahrungsmittelproduktion als aktuelles Element. Wie können die biodynamisch erzeugten Lebensmittel für viel mehr Menschen erschwinglich werden? Wie können wir im sozialwirtschaftlichen so erfolgreich einen Boden bilden, wie es auf den Höfen möglich ist?

Am nächsten Morgen erwartete mich eine sehr interessante Exkursion ins Umland von Adelaide mit dem Besuch von drei Höfen. Uli Spranz war am Steuer des Vans und erzählte die Auswanderungs-Story von ihrem Mann und ihr Ende der 1980er-Jahre. Die radioaktive Verseuchung durch Tschernobyl, die Landpreise in Deutschland und die gesellschaftliche Stimmung in Europa waren wenig förderlich für die Grünung einer Existenz, und so wanderten sie nach Australien aus. Nach einem Jahr Suchfahrt rumpelte das Wohnmobil mit der jungen Familie schliesslich in das Tal, wo sich die Paris Creek Farm befindet. Bald war eine Milchwirtschaft aufgezogen und aus der einfachen Milchverarbeitung wurde in wenigen Jahren ein florierendes Unternehmen. Im letzten Jahr wurden 15 Millionen Liter Milch verarbeitet von biodynamisch-zertifizierten Betrieben aus der Umgebung. Die Milchprodukte waren in vielen Supermarktketten und wurden auch nach Japan, Taiwan usw. exportiert. Es war ein Vorzeigeunternehmen für die Wirtschaft von South Australia. Dann kam der Verkauf, praktisch über Nacht, zu einem guten Preis, und heute ist es ein florierendes Biounternehmen.

Beim ersten Halt schauten wir von einer Anhöhe in das Flusstal, wo auf sattgrünen Weiden eine hundertköpfige Angusherde weidete. Rundum war es staubig und trocken, hier aber kam dank dem Fluss mit einer Flutbewässerung Wasser aufs Land und die Tiere hatten zu fressen. Früher wurde hier gemolken, die Anlagen dazu stehen noch, aber die Molkerei ist ja verkauft.

Der nächste Halt war im flachen Land, bei der Flussmündung in einen Binnensee, daraus kann bewässert werden. 1'000 ha ist dieser Betreib gross, er kam durch abenteuerliche Umstände in ihren Besitz und musste aus verlottertem Zustand wieder aufgebaut werden. Auch hier werden Angustiere zur Fleischproduktion geweidet. Das ganze Land wird mit den Präparaten gespritzt. Wir sahen die Installationen für die Sammlung und Aufwärmung des Regenwassers, die Rühranlage auf einem Anhänger und die selbstfahrende Ausspritzmaschine; alles in sehr gutem Zustand.

Der dritte Halt war auf der Paris Creek Farm, wo alles angefangen hat, und wo die Präparate hergestellt werden. Und dies geschieht auch heute noch in sehr guter Qualität. Auch hier kamen biodynamische Freund:innen aus der Region zusammen und wir genossen ein festliches Abschiedsessen unter freiem Himmel. Eine grosse Freude lag als Stimmung über der Runde und ich vermute, es war den Präparaten geschuldet. Sieht man gute Präparate und erlebt man ein gesundes Engagement dafür, dann keimt eine innere Freude, die tragend wird für diese Freundschaft in der biodynamischen Bewegung, die man rund um die Erde erleben kann. Der biodynamische Impuls ist weiter gefasst als die Präparate, aber sie sind so etwas wie das Herz dieses Impulses und haben die Kraft, uns als Menschen über die ganze Erde zu begeistern und zu verbinden. Wieder segelte der Adler zum Abschied in dem blauen Himmel über der biodynamisch gepflegten Erde, und schon bald war ich selbst in der Luft, auf dem Weg zurück nach Europa, in die Schweiz, zum Goetheanum. 

 

 

 

 

Bergrüssungsritual der Maori
Hohepa
Biodynamischer Gemüsanbaubetrieb von Darren Atkins nach der Podolinski-Methode
Weiterentwicklung der von Alex Podolinski entworfenen Rührmaschinen
Demeter Australia
Räucherzeremonie in Tasmanien
Biodynamische Kräuterfarm in den tasmanischen Hügeln
Sitz der Anthroposophischen Gesellschaft in Sydney
Biodynamischer Garten der Rudolf Steiner Schule
Weidene Angusherde
Präparate der Paris Creek Farm
Festliches Abschiedsessen auf der Paris Creek Farm

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