Kann man ein Aroma malen? Oder ein Gefühl, das ein Lebensmittel auslöst, wahrnehmen und sogar beschreiben? An zwei Tagen hat eine Gruppe Mitglieder von Demeter Österreich bei einem Seminar der Reihe „Samenfest und Natursprung“ mit Dr. Jasmin Peschke am Wegwartehof geübt und Erfahrungen gemacht. Es galt, Qualität jenseits der Laboranalytik wahrzunehmen.
Beim Aromamalen sehen Zucker, Salz und Honig für jede und jeden unterschiedlich aus, sie schmecken ja auch verschieden. Aber wer hat schon ganz bewusst eine Prise Salz verkostet und deren Eindruck, den sie auf einen macht, gemalt? Das war für die meisten überraschend.
Drei verschiedene Wasser können unterschiedlich schmecken und in der wirksensorischen Wahrnehmung jeweils eigene Eindrücke auslösen. Kuh- und Stutenmilch schmecken und wirken deutlich unterschiedlich. Für die ein oder andere war es das erste Mal, dass Stutenmilch verkostet wurde, und schon der Geschmack war überraschend, aber auch welche Gefühle und Eindrücke sie im Vergleich zur Kuhmilch auslöst. Die Stutenmilch wurde eher leicht, wach, hell und klar wahrgenommen, die Kuhmilch dagegen förderte eher die Behaglichkeit, die Wärme und das Runde. So konnten erste spannende Erfahrungen bei der Einführung in die Wirksensorik gemacht werden. Wirksensorik ist eine wissenschaftliche Methode, die Wirkung auf das körperliche und seelische Befinden, die sich nach dem Geschmack einstellt, zu ermitteln. Sie wurde von Dr. Uwe Geier im Forschungsring, Darmstadt (D), entwickelt.
Durch das Üben der Wahrnehmungsfähigkeit wird nach und nach Sicherheit in der Lebensmittelauswahl entwickelt und man wird unabhängiger von Meinungen, Trends und Diätvorschriften. Man lernt sich und die Lebensmittel kennen und weiß mit der Zeit, was einem guttut und was für die Arbeit, die man tun will, förderlich ist.
So wird die Begegnung mit Lebensmitteln oder einer Mahlzeit anregend und wird Teil der Ernährung. Manchmal kann die Fertigpizza geschmacklich zwar ok sein, aber kann man wirklich JA zu ihr sagen, wenn man sie kauft? Das bedeutet JA zum Analogkäse und JA zu den Geschmacksverstärkern, die jeweils eine ganze Industrie hinter sich stehen haben.
Mit der Lebensmittelauswahl unterstützt man die Art der Erzeugung und man kann sogar sagen, sie wird mitgegessen. So haben Konsumentinnen und Konsumenten Einflussmöglichkeiten auf die Welt, in der man lebt. Der erste Schritt dazu ist die Wahrnehmung, das geschieht durch die Sinne, die man trainieren und immer weiter ausbilden kann. Begegnet man den Lebensmitteln bewusst, kann bemerkt werden, dass sie etwas auslösen. So baut man Beziehungen auf, zunächst zu einem selbst, dann über die Lebensmittel zur Umwelt. Dies ist die wichtigste Grundlage für eine nachhaltige, gesunde Lebensweise.